Gert BrudererDass der Marbacher Primarschulrat die Risiken höher gewichtet als die Chancen, ist bekannt. Schulpräsident Ernst Dietsche vertrat die ablehnende Haltung, unterstützt von Wirtschaftswissenschaftler Reiner Eichenberger, Professor an der Uni Freiburg.Eichenberger feuerte kräftig gegen die «Illusion», Fusionen hätten die gemeinhin behaupteten Vorteile. Das tat der Veranstaltung insofern gut, als zuvor sechs Vertreter der politischen Parteien von Rebstein und Marbach Werbung für den vollumfänglichen Zusammenschluss gemacht hatten. Die SVP ist in diesen beiden Gemeinden übrigens nicht vertreten.Die Zahl der benötigten Behördenmitglieder sinke von knapp sechzig auf rund zwanzig, meinte GLP-Präsident Benno Stadler. Das bisher Zusammengeführte habe sich bewährt, sagte SP-Vorstandsmitglied Irma Graf, deren Partei längst mit der Ortsbezeichnung Rebstein-Marbach lebt. Immer wieder war die Rede von einer einmaligen oder grossen Chance - die sich aus einer Position der Stärke, frei von Zwang, ergreifen lasse, wie Reto Metzler, Rebsteins FDP-Präsident hinzufügte. Adrian Knechtle, Präsident der CVP Rebstein, brachte die Steuerersparnis ins Spiel, die eine Fusion ermögliche: 600 Franken für eine Familie mit einem steuerbaren Einkommen von 75000 Franken - Geld, das sich z.B. für Ferien verwenden lasse, was Moderator Ralph Dietsche veranlasste, neckisch auf den Slogan Marbachs zu erinnern, der Ferien als unnötig erscheinen lasse: «Üs gfallt’s z’Marpa.» Ein Versammlungsteilnehmer kritisierte die CVP Marbach, weil deren Ja-Parole der Vorstand gefasst habe - was aber in dessen Kompetenz liege, wie CVP-Präsident Daniel Brack entgegnete. Marbachs FDP-Präsident Fredy Lutz sah sich ebenfalls gezwungen, die Ja-Parole zu verteidigen, nachdem jemand auf den knappen 5:6-Entscheid hingewiesen und gemeint hatte, bei einem solchen Ergebnis wäre Stimmfreigabe wohl eher angezeigt.In der zweiten Gesprächsrunde, die schon eher den Charakter einer Diskussion hatte, meinte Reiner Eichenberg von «einmaligen Chancen» sprächen Hausierer. Dass politische Parteien generell für Fusionen seien, sei ja klar; ihr Einfluss werde grösser.Bruno Schaible sagte, eine Fusion bringe allen Vorteile, der Steuerfuss sinke auf 110 Prozent (heute: 119 in Rebstein, 128 in Marbach) und dürfte zumindest drei bis fünf Jahre lang auf diesem Niveau verharren. Zu verdanken ist dies kantonalen Fördergeldern von 6,5 Mio. Franken. Eichenberger bestritt den behaupteten Spareffekt, weil er nicht nachhaltig sei. Das rief den ehemaligen Marbacher Gemeindepräsidenten René Zünd sowie den amtierenden Schulverwalter der Oberstufe auf den Plan. Weil Marbach dank einer Fusion schuldenfrei würde, sei dies sehr wohl nachhaltig. Abschreibungen und Zinsen entfielen dauerhaft.Oberstufenpräsident Roland Schönauer stellte Vereinfachungen und mehr Effizienz in Aussicht, Rebsteins Gemeindepräsident einen grösseren Einfluss von Rebstein-Marbach in der Region. Synergien seien unbestritten, sagte Marbachs Gemeindepräsident Alexander Breu, Leistungen würden sich wirtschaftlicher erbringen lassen. Der Moderator wandte kritisch ein, die Chancen seien schon nicht allzu greifbar. Ernst Dietsche nannte unterschiedliche Förderkonzepte und die mögliche Gefahr von Auswärtsunterricht bei Klassenoptimierungen als Fusionshindernisse. Schönauer hielt dagegen, die genannte Gefahr lasse sich mit einer Vereinbarung bannen, und René Zünd meldete sich erneut zu Wort, indem er meinte: «Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Schulrat Kinder vom Marbacher Gehrenmoos an zwei Schulhäusern vorbei nach Rebstein schickt.»Einig ist man sich darin, dass am 25. November eine hohe Stimmbeteiligung wünschbar ist. Des Moderators neuer Slogan-Vorschlag ist dann um so angebrachter: «Räbschta, Marpa - Bier und Moscht; Proscht.»