27.02.2020

Spannung statt das grosse Gähnen

Das Oberrieter Berggebiet bekommt die Vorversammlung zurück – als Anlass ohne «Zahlenbiegete».

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererBis vor vier Jahren hatten die 560 Bewohner des Berggebiets immer wieder die Möglichkeit, sich ihrer Aufnahmefähigkeit berauben zu lassen. Denn vor der Bürgerversammlung der einzelnen Korporationen bekamen Interessierte an der Vorversammlung eine Fülle an nackten Zahlen vor Augen geführt – Zahlen aus der Jahresrechnung und dem Budget.Darunter litt das Interesse. Berichte kann man zu Hause in Ruhe studieren, und wer möchte das gleiche Zahlenmenü erst noch zweimal serviert bekommen – zuerst an der Vor- und dann erneut an der Bürgerversammlung? Das Interesse an der Vorversammlung serbelte dahin, die Zahl der Teilnehmenden sank, in den letzten Jahren wurde sie nicht mehr durchgeführt.Nur noch lauter ZusatzinformationenNun aber gaben sich die IG Berggebiet und massgebliche Vertreter einzelner Korporationen einen Ruck und lancierten eine neue Art von Vorversammlung. Roman Ammann, ehemaliger Schulpräsident von Kobelwald und Vertreter des Berggebiets im Oberrieter Gemeinderat, verspricht einen «völlig neu ausgerichteten Anlass» mit sehr wenig Zahlen.«Die Bürgerversammlung soll keine Wiederholung der Vorversammlung mehr sein», bekräftigt Arno Stieger, der Präsident der IG Berggebiet. Zu erwarten seien praktisch lauter Zusatzinformationen, also Interessantes, das noch nicht bekannt ist und sich noch nirgendwo lesen lässt.Was den Verantwortlichen punkto Beteiligung vorschwebt, kennen sie schon von den Bürgerversammlungen ihrer Schule und Kirche. Von den etwa 60 Bürgerinnen und Bürgern, die jeweils ins Pfarreiheim kommen, bleibt die Hälfte sicher bis um Mitternacht, dann gibt es nach den Chips und Nüsslis beim Stehapéro stets einen kleinen Imbiss, beispielsweise heissen Fleischkäse. Es wird «rege, aber friedlich diskutiert», sagt Roman Ammann, und Schulpräsident Daniel Kühnis ergänzt sogleich, dass die Meinungen sich oft nicht deckten. Ein harter Kern von vielleicht einem Dutzend Berglern hält sich zu spannenden Themen bis tief in die Nacht hinein wach.Leute aus dem Berggebiet besetzen 35 ÄmterDas Bestreben, mit der neu aufgezogenen Vorversammlung die Lust am Mitwirken und Politisieren zu stärken oder zu entfachen, erachten die Verantwortlichen auch deshalb als wichtig, weil doch laufend eine stolze Zahl an Ämtern durch «Bergler» besetzt sein soll. Rechnet man die im Oberrieter Berggebiet lebenden Bürgerinnen und Bürger zusammen, die in einem Gremium wie dem Gemeinde-, Kirchen-, Ortsverwaltungs-, Schulrat oder in einer Geschäftsprüfungskommission tätig sind, erhält man eine stolze Zahl von ca. 35. Dazu kommt der Einsatz in Vereinsvorständen, wo weitere rund 40 Ämter von «Berglern» zu besetzen sind.Primarschulratspräsident Daniel Kühnis spricht unter dem Strich von 80 Ämtern und somit einer Vielzahl kommunal wichtiger Aufgaben, die Menschen aus dem Berggebiet erfüllen.An der bevorstehenden, von der IG Berggebiet organisierten Vorversammlung wird Roman Ammann folgende Themen zur Sprache bringen: die Mauersanierung der untersten Bergstrasse-Kurve, das Areal des (abgebrochenen) Bad Kobelwies, den Mooserbach, die Raumplanung, die Burg-Sanierung (Adlerstrasse), das Altersheim Feldhof.Daniel Feldmann beschäftigt sich als Kirchgemeindepräsident mit dem Finanzausgleich, weil neue kantonale Vorgaben für Kobelwald ein Problem darstellen, ausserdem äussert Feldmann sich als Oberstufenschulrat zu Personellem der Schule, speziell im Hinblick auf die Kommunalwahlen im Herbst.Auch der Kobelwalder Primarschulpräsident Daniel Kühnis wirft einen Blick auf die Wahlen, denn einzelne Rücktritte von «Berglern» aus den Räten haben sich schon abgezeichnet. Zudem werden der Ersatz der Ölheizungen in den zwei Schulhäusern sowie ein neuer Schulbus Themen sein.Die Ortsgemeinde Kobelwald macht bei der wiederbelebten Vorversammlung nicht mit, weil ihre diesjährige Bürgerversammlung schon stattgefunden hat.Vorversammlung wie StammtischgesprächeArno Stieger vergleicht die neue Vorversammlung mit den Stammtischgesprächen der IG. Diese fänden zwar in deutlich kleinerem Kreis statt, zeugten aber von einer vorbildlichen Diskussionskultur und regen sachbezogenen Auseinandersetzungen. Von der neuen Vorversammlung erhofft man sich allerdings, dass viele Bürgerinnen und Bürger teilnehmen.Es ist das grosse Ziel, an diesem Anlass miteinander ins Gespräch zu kommen, Fragen zu neuen Vorhaben und Ideen zu beantworten, Meinungen auszutauschen. Möglich ist das im nächsten Monat am Freitag, dem 13., was angesichts des breiten Themenspektrums kein schlechtes Omen sein kann.HinweisVorversammlung in Kobelwald: Fr, 13. März, Rest. Taube, 20 Uhr.Vorversammlung in Oberriet: Mo, 9. März, Pfarreiheim, Beginn um 19.30 Uhr.

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