20.01.2022

Spannende Werke aus Barock und Klassik

Begeisternd perlende Klänge und klirrend-kalte Wintertöne: Das bot das RGML-Orgel-plus-Konzert in der evangelischen Kirche Heerbrugg.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 02.11.2022
Das Orgel-plus-Konzert der Rheintalischen Gesellschaft für Musik und Literatur präsentierte sich anders als gewohnt, fand es doch nicht in der Kirche Rheineck, sondern in der evangelischen Kirche Heerbrugg statt. Zudem wechselte Organist Karl Hardegger nach dem ersten Werk von der Orgel ans Cembalo, das im Kreis der Streicherinnen und Streicher stand. Das vierte Werk war sogar ein reines Streicherstück, bei dem Hardegger nicht mitspielte. Diese Änderungen taten der Qualität des Konzertes 2022 jedoch keinen Abbruch, sondern trugen für das Publikum zur unterhaltenden Abwechslung bei. Dass das Konzert gut ankam, zeigte der donnernde Schlussapplaus in der gut gefüllten Kirche.Eröffnet wurde der Abend mit zwei Werken von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759), dem Orgelkonzert op. 4 Nr. 2 in B-Dur und dem Concerto grosso op. 6 Nr. 3 on e-Moll für Streicher und Basso continuo. Dann begeisterte der «Winter» aus den «Vier Jahreszeiten» von Antonio Vivaldi (1678 – 1741). Mit dem Divertimento in F-Dur KV138 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) und der Zugabe von Johann Sebastian Bach (1686 – 1750) ging es zu Ende.Das grosse Publikum wurde mit dem Händel-Orgelkonzert auf eine rund einstündige Reise durch die Klangwelt des Barocks und der Klassik geführt. Harmonisch und ruhig erstrahlte der erste Satz, temperamentvoll und flink liess Karl Hardegger, pensionierter Musiklehrer der Kantonsschule, im zweiten Satz die Finger über die Orgelklaviatur tanzen. Begeisternd perlten die Töne durch den Kirchenraum, begleitet von rasch gestrichenen Tonkaskaden der ebenso virtuosen Streicher.Langsam und bedächtig, eher kurz, dann schneller und dafür in epischer Breite: So erklangen im wiederholenden Wechsel die vier Sätze. Für das zweite Händel-Werk setzte sich Hardegger an das Cembalo. Kurze Themen hüpften von Cembalo zu Streichern und rasch von Violine zu Violine. Das Werk verlangte grosses technisches Können und stete Präsenz im Zusammenspiel. In herrlichen Solos am Cembalo bewies Hardegger, auch auf diesem Instrument zu Hause zu sein.Mit klirrend-kalten Klängen malten die Streicher den Winter. Immer wieder brachte Solistin Raikan Eisenhut die Empfindungen von Eis und Schnee, von bissigem Wind und gefrorener Starre zum Ausdruck. Die anderen sieben Streicher standen der ersten Violonistin nicht nach. So gelang das beliebte Werk Vivaldis ganz nach dem Geschmack des Publikums.Das Schlusswerk, das Divertimento von Mozart, liess adlige Paare vor dem inneren Auge tanzen und feiern. Reifberockte Damen schritten anmutig in munterer Polonaise an den Zuhörern vorbei. Das Divertimento war ein passender Ausklang des unterhaltsamen, vergnüglichen, aber sehr hochstehenden Konzerts. Nach dem Streicherwerk und langem Applaus setzte sich Hardegger noch einmal ans Cembalo. Gemeinsam gestalteten die Musikerinnen und Musiker als Zugabe die Air von Bach nach Themen aus dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3.

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