Die Stimmung am Dienstagabend im «s’Madlen» Heerbrugg war gelöst, ein reger Austausch unter Frauen fand statt und die Kandidatinnen sind sich ihrer Sache sicher. Sie wollen ins nationale Parlament, sie bringen Voraussetzungen mit und haben die Zeit dazu. «Diese Frauen sind keine Listenfüllerinnen oder Alibifrauen, um die Frauenquote anzuheben», sagten Christa Nater und Antonia Federer, die Veranstalterinnen des Podiums. «Man spürt ihre Freude, die Politik mitgestalten zu wollen.»Frauenforum hätte mehr erwartetTrotz der Möglichkeit, die Lebensläufe von zwölf Kandidatinnen aus dem Kanton St. Gallen und ihre politische Haltung sowie Parteizugehörigkeit kennen zu lernen, war die Anzahl der Besucherinnen, mit etwas über 20 Frauen, überschaubar. Antonia Federer gab unumwunden zu: «Ich bin enttäuscht von den Rheintalerinnen.»Sie könne es nicht verstehen, dass ein solches Podium nicht besser genutzt werde. Es sei wohl in dieser Form einzigartig in der Region, wenn nicht sogar im Kanton. Mit Barbara Gysi von der SP war eine amtierende Nationalrätin und Berufspolitikerin anwesend, die direkt von der Session in Bern anreiste und über ihr politisches Amt Auskunft gab. Es sei die Motivation, etwas verändern zu können, die sie antreibe, sagte sie. Der Aufwand als Nationalrätin beträgt durch ihre aufwendige Kommissionsmitarbeit 60 bis 70 Prozent. Auch die finanzielle Entschädigung – 440 Franken Taggeld im Nationalrat – legte Barbara Gysi offen. Die Frauen, die ihr nach Bundesbern folgen möchten, erhielten anschliessend jeweils einige Minuten Zeit, sich vorzustellen, unter ihnen mit Heimvorteil die Rheintaler Kandidatinnen Laura Bucher und Bea Schaefer. Dem Frauenforum ist es wichtig, mit dem Wahlpodium eine Plattform nur für Frauen zu bieten. «Es herrscht eine andere Stimmung, als wenn auch Männer anwesend wären», sagte Antonia Federer. Viele Männer würden rascher das Wort ergreifen und ihre Meinung mit mehr Druck vertreten. Frauen sollen sich untereinander mehr Gehör verschaffen können.Im Gespräch persönliche Schwerpunkte darlegenAn mehreren Tischen kamen Kandidatinnen und Besucherinnen ins Gespräch. Auf Fragen folgten Antworten, die Stimmung wurde je länger je lockerer. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehörte zu einer selbstverständlichen Grundhaltung der Kandidatinnen, ergänzt durch unterschiedliche Schwerpunkte, je nachdem, in welchem beruflichen Umfeld sie tätig sind.Der Abend war ein hilfreicher Kompass im Hinblick auf die eidgenössischen Wahlen am 20. Oktober. Oder wie Christa Nater sagte: «Wir haben es in der Hand, uns Frauen den Vortritt zu geben.»Hildegard Bickel