Zum Spaziergang wurde am Bahnhof St. Margrethen der Fachspezialist für Inklusion, Cem Kirmizitoprak, Leiter der Beratungsstelle Inklusion in St.Gallen, in Empfang genommen. Er hat sein Leben dem Thema Inklusion für alle gewidmet.
Leiter der Beratungsstelle ist selbst betroffen
Seit diesem Jahr hat Cem Kirmizitoprak für seine Beratungsstelle eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton St.Gallen. Er selbst leidet an einem Geburtsgebrechen, an zerebraler Tetraspastik – Arme und Beine sind gelähmt.
Eine Gruppe von ungefähr 30 Leuten, zu der auch Regierungsrätin Laura Bucher gehörte, ging trotz Regen und Dunkelheit auf den Inklusionsspaziergang. An verschiedenen Stationen erläuterte Sektionspräsident Armin Hanselmann dem Publikum die Hintergründe zur UNO-Behindertenrechtskonvention.
Die Perspektive aus dem Rollstuhl
Cem Kirmizitoprak erklärte den Sozialdemokraten und Sozialdemokartinnen anhand von Berichten aus seinem Alltag, worauf beim Ein- und Aussteigen in Bus und Zug geachtet werden muss. Weiter zeigte er, wie ein Bankomat positioniert sein muss, damit ihn Menschen im Rollstuhl bedienen können. Auch zeigte er, inwiefern es sich separativ anfühlt, wenn man im Gemeindehaus die Geschäfte nicht an der Theke die Geschäfte erledigen kann, sondern dafür einen Sonderraum nutzen muss.
Der Leiter der Beratungsstelle ging auch auf die Teilhabe ein. In der Inklusion gehe es nicht nur um Mobilität und Rampen, um in Gebäude zu kommen, sondern um viel mehr. «Mit Teilhabe ist der Zugang zum gesellschaftlichen Leben allgemein gemeint», sagte er. Das meint zum Beispiel den Besuch einer Bibliothek, eines Kinos, von Geschäften und Restaurants.
Inklusion in Politik und Schule
Der Inklusionsspaziergang endete in der Genossenschaftsbeiz Rössli, wo es eine kräftige Minestrone für alle gab. Im Anschluss ans Nachtessen berichteten die zwei Kantonsratsmitglieder, Karin Hasler und Remo Maurer, von ihrer Arbeit und Vorstössen im Kantonsrat zum Thema Inklusion und Rechte für Menschen mit Behinderung.
Remo Maurer erläuterte, welche Mittel die Schule zur Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen anwendet und wo die Schwierigkeiten der Inklusion liegen. Regierungsrätin Laura Bucher ergänzte die Ausführungen und erläuterte das Thema aus Sicht der Regierung des Kantons St.Gallen. Sie sagte, dass Barrierefreiheit grundsätzlich die ganze Gesellschaft, nicht nur Menschen mit Behinderung betreffe, und alle vom Abbau von Hindernissen profitierten.
Abgerundet wurde der Abend mit einer Auktion zu Gunsten von Organisationen, die sich für Menschen mit Behinderung engagieren.