23.03.2021

Sozialhilfe: Rebstein unterstützt prozentual am meisten Menschen

Im Rheintal ist die Sozialhilfequote konstant tief. Relativ zur Einwohnerzahl leben am meisten Bezüger in Rebstein.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Auf manchen Spitzenplatz würden Städte und Gemeinden wohl lieber verzichten – etwa, wenn es um die Sozialhilfequote geht. Im Rheintal wird dieser Spitzenplatz von der Gemeinde Rebstein belegt: 2,6 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner haben im Jahr 2019 Sozialhilfe bezogen. Im Vorjahr lag die Quote sogar noch etwas höher, und zwar bei rund 3 Prozent. Das ist den neusten Zahlen der Fachstelle für Statistik des Kantons St. Gallen zu entnehmen, die in der Reihe «Statistik aktuell» veröffentlicht wurden.Es folgen Rheineck, Au und St. MargrethenDie Spitzenposition hat Rebstein nicht erst seit Kurzem inne. Geht man in der Statistik des Kantons vier Jahre zurück, also ins Jahr 2016, lag die Gemeinde mit einer Quote von 2,8 Prozent schon damals über allen anderen Gemeinden des Wahlkreises – überraschenderweise auch über jenen, die seit Jahren mehr oder weniger konstant hohe Werte aufweisen und aufgrund verfügbaren günstigen Wohnraums bekannt dafür sind, tendenziell mehr Sozialhilfebezüger zu beheimaten. Dazu gehören Rheineck mit 2,3 Prozent im Jahr 2019 (Vorjahr: 2,5 Prozent), gefolgt von Au mit 2,2 Prozent (Vorjahr: 2,2 Prozent) und St. Margrethen mit 1,8 Prozent (Vorjahr: 1,7 Prozent). Zusammen mit Eichberg (1,6 Prozent, Vorjahr: 0,8 Prozent) sind die genannten Gemeinden die einzigen, die die durchschnittliche Sozialhilfequote des Rheintals übertreffen. Diese betrug 2019 mit 1,4 Prozent gleich viel wie im Vorjahr und 0,2 Prozentpunkte weniger als noch 2016. Damit beziehen im Rheintal prozentual deutlich weniger Menschen Sozialhilfe als im kantonalen Schnitt. Dieser ist zwar erstmals seit 2008 leicht gesunken, liegt 2019 mit 2,1 Prozent trotzdem über der Rheintaler Quote. Landesweit ist die Anzahl der unterstützten Personen ebenfalls gesunken, jedoch weniger stark als im Kanton. Die Schweizer Sozialhilfequote bleibt unverändert bei 3,2 Prozent.Vergleicht man das Rheintal mit den anderen Wahlkreisen, weist die Region die zweittiefste Sozialhilfequote im Kanton auf. Prozentual weniger Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger leben einzig im Sarganserland, wo nur 1,1 Prozent der Gesamtbevölkerung Unterstützung benötigen. Mit Abstand am höchsten ist die Quote des Wahlkreises St. Gallen mit 3,3 ProzentMarbach hat die tiefste SozialhilfequoteZum verhältnismässig tiefen Anteil an Sozialhilfebezügern im Rheintal tragen 2019 zwei Gemeinden bei, die seit mehreren Jahren konstante Zahlen aufweisen: Oberriet mit 0,9 Prozent und Diepoldsau mit einem Prozent (Vorjahr: beide 0,9 Prozent). Mehrere Gemeinden konnten ihre Quote in der letzten Erhebung aber auch deutlich verringern und liegen deshalb am unteren Ende der Rheintaler Skala. Dazu gehören etwa Balgach und Rüthi mit je 0,6 Prozent Sozialhilfebezügern (Vorjahr: 1,0 Prozent). Am tiefsten ist die Quote in Marbach: Gerade einmal ein halbes Prozent der Bevölkerung bezieht in dieser Gemeinde Sozialhilfe (Vorjahr: 0,6 Prozent). 2015 lag Marbachs Quote noch bei 1,8 Prozent, also gleichauf mit St. Margrethen im Jahr 2019. Auch in Altstätten ist die Quote gesunken, nämlich von 1,7 Prozent auf 1,3 Prozent. Auf Vorjahresniveau verharrt der Anteil Sozialhilfebezüger in Widnau, dies bei 1,2 Prozent.Das mit Abstand stärkste Wachstum der Sozialhilfequote verzeichnet die Gemeinde Eichberg: Die Zahl hat sich innerhalb eines Jahres auf 1,6 Prozent verdoppelt. Der Anstieg ist aber mit Vorsicht zu interpretieren: Als bevölkerungsärmste Gemeinde mit etwas über 1500 Einwohnerinnen und Einwohnern können bereits wenige Fälle die Quote stark beeinflussen.Mehr Kinder betroffen als in anderen GemeindenGemäss der neuen «Statistik aktuell»-Ausgabe nehmen die Sozialhilfequoten der Gemeinden mit wachsender Besiedlungsdichte tendenziell zu. Erhöhte Sozialhilfequoten seien deshalb besonders bei Gemeinden mit Zentrumsfunktion festzustellen – was auch im Rheintal zutrifft, zumindest teilweise.  Eine Zentrumsfunktion wird der Gemeinde Rebstein zwar nicht zugewiesen; eine Erklärung für die verhältnismässig hohe Quote könnte aber im verfügbaren günstigen Immobilienangebot liegen. Zusammenhängen dürfte damit auch ein hoher Anteil an Ein-Eltern-Familien und kinderreichen Familien, die von Sozialhilfe leben, wobei jedes Kind als einzelner Fall zählt. In der Tat ist der Anteil der Sozialhilfeempfänger bei den Kindern und Jugendlichen in Rebstein in der Region am höchsten: In der Gemeinde werden rund 4,2 Prozent der Minderjährigen unterstützt – ein Wert, der einzig in Rheineck ein ähnlich hohes Niveau erreicht.

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