«Das ist der schönste Ort für ein Open-Air-Konzert, an dem wir jemals aufgetreten sind», streute Violinist Erik Schumann bei der Ansage der Zugabe dem Rheinecker Löwenhof Rosen. Und tatsächlich: Es herrschte eine fantastische Atmosphäre, als das Schumann Quartett sein Konzert im aufdämmernden Abendrot mit dem «Sonnenaufgangsquartett» von Joseph Haydn eröffnete. Ein Konzert, das romantischer nicht hätte sein können. Denn nicht nur die Musiker begrüssten musikalisch den Sonnenaufgang im Abendrot, ein alter Brunnen und die von den hellen Geigenklängen stimulierte Vogelschar des schönen alten Parks plätscherten und zwitscherten mit der klassischen Musik um die Wette.Mit Harmonie und Homogenität gespieltJa, da passte das musikalische Programm genau dazu. Mehrheitlich romantische Quartettmusik, die von den aus dem Rheinland stammenden Brüdern Erik Schumann und Ken Schumann (beide Violine), Mark Schumann (Violoncello) und der aus Litauen stammenden Violoncello-Spielerin Liisa Randalu einfühlsam und in einer Harmonie und Homogenität gespielt wurde, wie das vielleicht nur bei Musikern mit engen familiären Beziehungen möglich ist. Aufstrebende Sterne der klassischen Musik, die bereits viele Musikpreise gewonnen haben und deren letztes Album «Landscape» mit Werken von Haydn, Bartók, Takemitsu und Pärt den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhielt.So entführten die Musiker das Publikum mit ihrem nicht nur professionell fehlerfreien, sondern voller Passion und tiefem Gefühl dargebotenen Spiel in die feinfühlige Leichtigkeit von Haydns «Sonnenaufgangsquartett». Die Bezeichnung rührt vom ersten Satz, der mit einer sich in mehreren Anläufen aus einer Klangfläche emporschwingenden Melodie der ersten Geige beginnt, die sich zum Fortissimo steigert, ähnlich einer aufgehenden Sonne.Schwermütigkeit und TrauerDas Schumann Quartett präsentierte auch ein Frühwerk von Dmitri Schostakowitsch, dem grossen russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, der es wie kein Zweiter verstand, seine traumatischen Erfahrungen zur Zeit des Leninismus-Stalinismus in seinen Symphonien zum Ausdruck zu bringen.Die «Zwei Stücke für Streichquartett op. 36» könnten kaum unterschiedlicher sein. Die «Elegie» war von ergreifender Schwermütigkeit geprägt, den ganzen Schmerz der russischen Seele schildernd, während die «Polka» sich als vordergründig fröhliches Stückchen Musik mit viel Saitengezupfe präsentierte.Natürlich spielte das Schumann Quartett auch ein Werk von Robert Schumann. Wobei dessen Quartettmusik sich von den Kompositionen seiner Zeitgenossen abhebt. Von den jungen Musikern traumwandlerisch sicher gespielt, mit genau getimten Einsätzen, vier Streicher zu einem einzigen Ganzen verschmolzen, bleibt dieser Vortrag den Zuhörern wohl noch lange in Erinnerung. Denn man muss kein Freund des Schumann’schen Oeuvres sein, als dass man das Spiel des Quartetts an diesem Abend im Löwenhof nicht ganz einfach als rein, wahr und schön empfunden hätte.Gerhard HuberMehr Fotos auf rheintaler.ch unter Bilderstrecken.