Wir schreiben das Jahr 1968, in der Region herrschte Lehrermangel. Der damalige Schulpräsident Gallus Mattle erfährt, dass Missionsfranziskanerinnen als Lehrerinnen angestellt werden könnten. Innert Kürze werden vier Schwestern beschäftigt: zwei im Kindergarten, je eine im Handarbeits- und Religionsunterricht. Politischer Schachzug verwehrt PflegeheimDamals steckte die Gemeinde Oberriet seit zwei Jahren in Verhandlungen mit der Stadt Altstätten. «Es ging darum, im Verbund ein regionales Altersheim zu bauen und zu führen», sagt Josef Knupp, ehemaliger Schulaktuar. Weil die Verhandlungen aber stockten, überlegte man sich, weitere Schwestern nach Eichenwies zu holen, um ein Pflegeheim zu eröffnen. Doch die Überlegungen seien durch einen politischen Schachzug des damaligen Gemeindammanns gestoppt worden. «Trotzdem brauchten die Schwestern, die als Lehrerinnen arbeiteten, eine Unterkunft», sagt Josef Knupp. Es mussten ein geeignetes Grundstück gefunden und unzählige Diskussionen mit der Gemeinde und der Kirche geführt werden. «Es brauchte einiges Verhandlungsgeschick, um die Pfarrer der Gemeinde davon zu überzeugen, dass ein sakraler Raum als Hauskirche keine Konkurrenz zur Kirche im Dorf darstellte», sagt Josef Knupp. Im Frühjahr 1970 starteten die Bauarbeiten am Mutterhaus der Franziskanerinnen. Bereits im Sommer waren die Arbeiten derart weit fortgeschritten, dass mit dem Innenausbau begonnen werden konnte. Nebst den benötigten Räumen für die Schwesternfamilie wurden auch noch einige Zimmer für pflegebedürftige Personen eingerichtet. Wenige Monate später, im Spätherbst 1970, erfolgte die Einweihung der Kapelle und des gesamten Hauses in feierlichem Rahmen durch Bischof Josephus Hasler.Platzmangel wegen Rückkehrerinnen«Das Haus war schnell belegt mit Schwestern und Pensionären», sagt Josef Knupp. Bereits fünf Jahre nach der Fertigstellung des Heims musste ein Erweiterungsbau in Planung genommen werden. Nebst mehr Schwesternzimmern, einer grösseren Küche und eines geräumigeren Refektoriums entstand auch ein Studierzimmer. Nach und nach kehrten Missionsschwestern aus aller Welt nach Oberriet zurück, um ihren Lebensabend in der Schweiz zu verbringen. Die jüngeren Schwestern kümmerten sich um die älteren Glaubensgenossinnen. In der Folge stieg die Zahl der Heimbewohnerinnen auf 35 Personen und das Franziskusheim musste abermals erweitert werden. Zwischen 1980 und 2008 schliesslich war es auch ein Altersheim. Weil die heimgekehrten Ordensfrauen allmählich starben und nur wenige Novizinnen nachrückten, nahm die Zahl der Bewohner wieder ab. Seit 2009 können sich die gesunden nur noch um die kranken Schwestern kümmern, aber nicht mehr um andere betagte Personen, weshalb das Projekt «Selbstständiges Wohnen in der Gemeinschaft» lanciert wurde. Nach dem Ideal von Franz von Assisi lebenAlles begann 1888, als die damals 28-jährige Maria Josefa Karolina Brader mit sechs Glaubensschwestern das Kloster Maria Hilf Altstätten verliess, um in Chone, Ecuador, zu missionieren. Nach einigen Jahren drohte ihnen eine Religionsverfolgung, weshalb Schwester Charitas Brader 1893 gebeten wurde, im benachbarten Kolumbien eine Niederlassung zu gründen. Das war die Geburtsstunde der Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Maria Immaculata. Die von Schwester Charitas gegründete Gemeinschaft erhielt 1915 die bischöfliche und 1935 die päpstliche Anerkennung.Heute leben sieben Schwestern und sechs Pensionäre im Franziskusheim. «Wir versuchen, nach dem Ideal des Heiligen Franz von Assisi zu leben und gestalten dementsprechend unseren Alltag», sagt Schwester Oberin Martha Eugenia. «Damit ist ein Leben in Gehorsam, ohne Eigentum und in Keuschheit gemeint.» Rund 500 Schwestern setzen sich weltweit in rund 100 Stationen für das Wohl der Menschen ein. «Uns fehlt es an nichts», sagt Martha Eugenia, «Gott schaut für uns.» Und doch mangelt es an Nachwuchs. Vor allem Schweizer Beitritte wären eine Bereicherung. Hinweis: Mehr Informationen unter Telefon 071 763 70 40 oder www.wohnen-in-gemeinschaft.ch.