25.08.2021

Sommer hielt sein Versprechen nicht

Nach zwei sehr guten Wochen im Juni folgte für die Badis ein Juli zum Vergessen sowie ein durchzogener August.

Von Hildegard Bickel/Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
«Der Juni rettete uns die Saison», sagt Markus Hensch, Badmeister des Baggersees in Kriessern. «Dank zwei Wochen mit schönem Wetter konnten viele Saisonkarten abgesetzt werden.» Vermutlich hätte niemand damit gerechnet, dass dies im Rückblick die beste Phase der Freibadsaison gewesen sein dürfte. Noch Anfang Juli hatten sich diverse Badmeister der Region beklagt, dass es stets genügend Platz in ihrer Badi gebe, weil auch an schönen Tagen weniger Besucher die Anlage benutzten als in anderen Jahren. Sie vermuteten, dass trotz gelockerter Coronavorschriften noch eine gewisse Angst vor Ansteckungen bestand. «Doch die grosszügigen Wasser- und Liegeflächen machen es einfach, Abstand zu halten. Das wurde von vielen Gästen geschätzt», sagt der Baggersee-Badmeister. Gerade deswegen glaubt er, konnte man an schönen Tagen gute Besucherzahlen erzielen und an zwei Tagen sogar die 3000er-Grenze knacken.  Kombiticket von Aquarii zahlt sich ausSpitzenwerte erreichte das Freibad Aquarii in Altstätten in diesem nasskalten Sommer zwar kaum, dafür hatte es aber selbst bei schlechtem Wetter stetig Betrieb. Gäste, die ein Saisonabonnement gekauft hatten, kamen einfach ins Hallenbad. Die Kinder sausten die Rutsche runter oder vergnügten sich im höhenverstellbaren Mehrzweckbecken. «Aber auch bei Sonnenschein mit Aussentemperaturen von über 30 Grad wurde das Hallenbad benutzt», sagt Badmeister Roland Gächter. Das Schwimmerbecken im Innenbereich sei geschätzt worden, weil die Gäste ihre Bahnen in Ruhe und ungestört vom Lärm und Herumplanschen der Kinder und Jugendlichen ziehen konnten. Bei kühlem und schlechtem Wetter wird das Freibad nun sogar stärker genutzt als vorher: Die Schwimmer absolvieren ihre Strecken unter freiem Himmel, weil sie sich danach im 34,5 Grad warmen Aussenbecken des neuen Hallenbades aufwärmen können. «Dieser Aussenteil wird allgemein sehr geschätzt und ist stets gut besucht», sagt Gächter. In Heiden war’s noch kühler als im RheintalVon dieser Wetterunabhängigkeit kann Ueli Frigg, Badmeister des Schwimmbades Heiden, nur träumen. Sein Fazit: «Ein Sommer zum Vergessen.» Obwohl das Wasser dank Solarstrom und Abwärme um ein bis drei Grad höher erwärmt werden kann und gestern Dienstag beispielsweise mit 22 Grad gleich warm war wie das Schwimmbecken im Freibad in Altstätten, muss natürlich auch die Lufttemperatur stimmen. «Bei uns ist es meistens drei bis vier Grad kühler als im Rheintal und dieses Jahr blies selbst bei sonnigem Wetter oft noch die Bise, dann kann es geradezu garstig sein», sagt er. Das zeigen auch die Besucherzahlen, die deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt liegen. Waren in anderen Jahren Spitzenwerte von über 1000 Besuchern an mehreren Tagen üblich, wurde 2021 nur einmal im Juni die 800er-Grenze geknackt. Aber wie jeder befragte Badmeister kann auch er diesem miesen Sommer Gutes abgewinnen: «Immerhin haben wir unsere Anlässe wettertechnisch einigermassen glücklich gelegt. Das Badikino konnte drei- von sechsmal durchgeführt werden und die Badinacht, die jeweils bis 23 Uhr dauert, fand zwei- von viermal statt.» Das Badifest Ende Juni sei ausgefallen, war aber nicht Opfer des Wetters, sondern des Coronavirus.Nach den Sommerferien ist die Saison gelaufenIm Freibad Aegeten in Widnau seien die Monate Mai und Juni gut angelaufen, sagt Gastroleiter Marco Epper. Als aber im Juli die Ferien- und Reisezeit begann und das nasse Wetter einsetzte, kam es zu einem starken Einbruch. Immerhin hätten viele Badigäste zu Beginn der Saison eine Aktion genutzt und Familienabos zu einem vergünstigten Preis gekauft, was zu einem guten Absatz führte. Von den zehn Wochen, in denen er bisher als neuer Gastroleiter tätig war, schätzt Marco Epper die Hälfte als gut besucht ein. «Doch nach den Sommerferien ist die Saison meist gelaufen», sagt er. Es kämen noch Schulklassen ins Freibad und Frühschwimmer, die vor der Arbeit ihre Bahnen ziehen. Wenn aber die Nächte und das Wasser in den Becken kühler werden, sei kein allzu grosses Besucheraufkommen mehr zu erwarten. Ein spezielles Angebot hingegen steht Gästen über Mittag zur Verfügung. Wer in der Badi essen möchte, ohne zu schwimmen, braucht keinen Eintritt zu bezahlen. Das Saisonende im Freibad Aegeten ist auf den 12. September anberaumt. Bilanz ziehen mit konkreten Zahlen kann Christian Baumgartner, Bademeister Strandbad und Camping Bruggerhorn in St. Margrethen, noch nicht, aber er findet deutliche Worte: «Es war eine schlechte Saison.» Manchmal höre er, die Saison solle doch um eine bis zwei Wochen verlängert werden, wenn sich im Spätsommer sonnige Tage ankünden. Solche Wünsche hält er für Augenwischerei. Die Infrastruktur aufrecht zu erhalten sei zu aufwendig, nur um vereinzelt Gäste begrüssen zu können. «Betriebswirtschaftlich gesehen wäre es ein Minusgeschäft.» Der Campingboom hilft der BadiIm Bruggerhorn profitieren Badibegeisterte bereits von einer aussergewöhnlich langen Saison: Sie dauert bis am Samstag, 18. September. So ernüchternd der Sommer in der Badi ist, auf dem Campingplatz erlebt Christian Baumgartner das Gegenteil. Das Angebot der 20 zusätzlich geschaffenen Tagesstellplätze war ausserordentlich beliebt. «Die Plätze waren ausgebucht, oft mussten wir Interessierten absagen.» Der Campingboom machte sich bereits in den letzten beiden Jahren bemerkbar und rettet in der Mischrechnung auch das Strandbad. «Ohne Camping würde sich der Badibetrieb schwierig gestalten.»Als einen der wenigen positiven Punkte sieht der Oberrieter Badmeister Heinz Stampfli das vorletzte Wochenende, an dem nochmals gehörig Betrieb herrschte: «Sonst waren die Leute um diese Zeit jeweils schon ein bisschen gesättigt.» Er fügt hinzu: «Jedes Mal, wenn das Wetter gut war, etwa in der letzten Ferienwoche im August, wurden wir überrannt und mussten sogar Aushilfen aufbieten». Auch in den Wochen bis zur Schliessung der Badi am Samstag, 18. September, werden die Leute noch kommen, sofern das Wetter stimmt, glaubt Stampfli. Wenn auch nicht so zahlreich wie an einem schönen Sommertag.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.