Der Altstätter Konzertzyklus biete im Lauf der Saison Programme mit grossen Orchestern und Chören, mit Kammermusik, aber eben auch Solokonzerte, meinte Hanspeter Küng bei der Begrüssung. Bei diesen sei dann Qualität gefragt, wenn ein einziger Künstler auf der Bühne stehe. Genau dies war am Sonntagabend der Fall. Pianistin Lisa Maria Schachtschneider spielte ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Franz Schubert (1797 – 1828), Felix Mendelsohn Bartholdy (1809 – 1847) und Franz Liszt (1811 – 1886).Lisa Maria Schachtschneider wurde in Berlin geboren und in Deutschland zur Konzertpianistin ausgebildet. Seit 2013 lebt sie in Altstätten und unterrichtet an der Musikschule Oberrheintal. Nachdem sie in den vergangenen Jahren vor allem als Musiklehrerin tätig war, will sie in nächster Zeit vermehrt Konzerte spielen, sowohl solistische als auch in Kammermusikformationen. Ihr Programm für den Auftritt im Haus Chunrat hatte sie laut eigener Aussage nach dem Herzen zusammengestellt und im April schon Mal in Zürich gespielt.Verschiedenartige KlavierzyklenEin Jahr vor seinem Tod komponierte Franz Schubert die «Vier Impromtus» op. posth., welche Maria Lisa Schachtschneider zu Beginn spielte. Diese vier Stücke entpuppten sich als kraftvoller Zyklus mit teils lyrischen Passagen. Im gleichen Jahr komponiert wie der Liederzyklus «Winterreise», schimmerte auch hier das Wander-Motiv immer wieder durch, aber auch Todessehnsucht, Klage und Melancholie. Das heitere Rosamunde-Thema im zweiten Impromtus war hingegen eher lyrischer Natur. Die folgenden «Variations sérieuses» von Felix Mendelsohn waren von einem damals sehr bekannten Volkslied abgeleitet, dessen Text die Pianistin vorlas: «O lieb, so lang du lieben kannst …» Das Variationenwerk unterschied sich musikalisch gänzlich vom vorhergegangenen Werk, obwohl beide in der gleichen Epoche beheimatet sind. Lisa Maria Schachtschneider verstand es, den Charakter der Kompositionen, ihre Zugehörigkeit zum jeweiligen Komponisten, herauszuarbeiten. Man hörte und spürte, dass die gespielten Komponisten verschiedene Menschen waren und eine eigene Musiksprache hatten.Noch nie da gewesene MusikNach der Pause wurden ausschliesslich Werke von Franz Liszt gespielt, zu Beginn der «Liebestraum» Nr. 3, As-Dur. Im folgenden «Venezia e Napoli» hiessen die drei Teile «Gondoliera», «Canzone» und «Tarantella», alles sehr dramatische Stücke. Das Mittlere basierte auf einer Arie aus Rossinis «Othello». Lisa Maria Schachtschneider sprechen bei den Werken von Franz Liszt besonders die Klangfarben und die starken Bilder an. Dazu kam beim letzten Programmpunkt, dem «Allegro agitato molto» aus den «Etudes d’ execution transcendentes» die grosse Virtuosität dazu. Mit diesen Etüden wollte Franz Liszt noch nie da gewesene Musik schreiben. Die einfühlsame Interpretation von so schwierigen Höhepunkten klassischer Klavierliteratur durch diese junge Pianistin wird man hierzulande hoffentlich noch öfter zu hören bekommen. Theodor Looser