Die erneuerbare Energie kommt bei Olaf Tiegel vom Dach des Pferdestalls. In Heerbrugg, wo er mit seiner Familie, Hund, Katze und Pferden wohnt, nutzt er die Dachfläche des Stalls, um günstigen Strom im eigenen Garten zu produzieren.Olaf Tiegel bestellte das Material der Anlage selber und packte mit Hilfe eines Bekannten, der als Handwerker tätig ist, den Bau der Solarpanels an. «Kabel einziehen, schrauben, Sicherungsarbeiten, man kann tatsächlich sparen im Selbstbau», sagt er. Auch wenn es schliesslich Elektriker für Facharbeiten und die Abnahme der Stromanlage brauche. Es geht ihm aber nicht nur um Kosteneinsparungen, noch wichtiger ist ihm ein bewusster Umgang mit Energie. Die Sonne bestimmt, wann die Waschmaschine läuft«Seit wir die Solaranlage auf dem Dach haben, nutzen wir die elektrischen Geräte wie Waschmaschine und Geschirrspüler vermehrt am Tag, wenn die Sonne scheint» sagt Olaf Tiegel. «Ich beobachte das Wetter und das Klima bewusster.» Zwischendurch schaut er auf das Handy, um den Stromertrag zu prüfen.An ergiebigen, sonnigen Tagen deckt die Anlage gegen 90 Prozent des Stromverbrauchs der Familie. Einmal montiert, sei die Photovoltaik-Anlage ein Selbstläufer, sagt Olaf Tiegel. Die Lebensdauer liegt bei etwa 20 Jahren. Hauseigentümer, die genossenschaftlich und mit Eigenleistung PV-Module auf die Dächer bringen, rechnen mit Kosten von rund 6500 Franken. Spezielle handwerkliche Vorkenntnisse sind nicht nötig. Die Energie Selbstbau Genossenschaft ESG plant und bestellt die Anlage, übernimmt die Bauleitung und unterstützt bei der Montage.Kritik, dass der saubere Strom eine schmutzige Seite habe, nämlich bei der energiefressenden Herstellung der Solarpanels, relativiert Olaf Tiegel. «In jedem hergestellten Produkt versteckt sich sogenannte graue Energie.» Sei es bei einem Föhn, einer Nähmaschine oder einem Velo. «Bei einem Panel, das 20 Jahre im Einsatz stand, dessen Alurahmen und Bestandteile aus Glas separat entsorgt und das Halbleitermaterial Silizium eingeschmolzen werden kann, ist nach zwei bis drei Jahren die graue Energie gedeckt», sagt der ehemalige Projektleiter für Photovoltaik-Anlagen.An der Energiewende mitwirkenLangfristig günstige und ökologische Energie sichern, dies ist der Grundgedanke der Energie Selbstbau Genossenschaft Ost. Am Samstag, 27. April, findet die offizielle Gründungsversammlung in Flawil am Bildungszentrum Mattenhof statt. Neue Mitglieder sind willkommen, zudem sind noch Mitarbeitende für das Tagesgeschäft gesucht.Roger Rusterholtz, der Präsident ad interim, hat in Buchs am NTB Photovoltaik in einem Master-Studiengang unterrichtet und möchte die Entwicklungen auf diesem Gebiet bekannter machen. «Die PV-Technik bietet hochspannende Möglichkeiten. Um das Potenzial noch besser zu nutzen, bringe ich mich in der Genossenschaft ein.»Es gibt schweizweit bereits mehrere solcher Genossenschaften, die erfolgreich an der Energiewende mitwirken. Die ESG ist nicht gewinnorientiert, sie dient ihren Mitgliedern und orientiert sich am Gemeinwohl. HinweisInfoabend zur Energie Selbstbau Genossenschaft heute Donnerstag, um 19.30 Uhr, in der evangelischen Kirche Heerbrugg.