Die Gemeinden zwischen Rheineck und Rüthi haben gemeinsam festgelegt, Beizenfasnachten im nächsten Jahr nicht zuzulassen. Der Entscheid reifte in der Vereinigung der Gemeindepräsidenten (VSGP) des Wahlkreises Rheintal. Bruno Seelos (Berneck) sagt: «Meinen Kolleginnen, Kollegen und mir geht es dabei darum, dass im Rheintal eine einheitliche Regelung herrscht.» Aufgrund der aktuellen Entwicklung sei der Entscheid schnell zustande gekommen. Dabei verweist Seelos auch auf die Coronafallzahlen der letzten sieben Tage: 347 Fällen im Rheintal stehen 416 im fast doppelt so bevölkerungsreichen Wahlkreis St. Gallen gegenüber.Das Rheintal ist immer noch eine HochburgDie Beizenfasnacht im Rheintal ist berühmt, «trotz Rückgangs in den letzten zehn Jahren sind wir immer noch eine Hochburg», sagt Simon Walt vom Büezer Pub in Altstätten. Und der Brennpunkt ist die «Rue de Blamage», die Ausgehmeile im oberen Städtli. Hier hatten noch im letzten Jahr sechs Bars und Restaurants «dekoriert», das heisst: Spätere Sperrstunde und ein dekoriertes Ambiente, meist immer noch in Kombination mit viel Frauenhaut. Das animiert Männer zum Konsum von (teuren) alkoholischen Getränken. Das Geschäft brummt gemäss Walt noch immer, wenn man eine einladende Deko anbiete. Ähnlich tönt’s bei Philipp Kolb von der Soirée Bar, der nicht auf knapp bekleidete Frauen setzt, dafür jedes Jahr ein Motto anbietet.Zurzeit fällt es aber tatsächlich schwer, an die Durchführung einer Beizenfasnacht in zwei Monaten zu denken. Im oberen Städtli bietet sich ein tristes Bild: Die meisten Bars sind geschlossen, auch das Büezer Pub und die Soirée Bar. Nur die Bar Breite und das Restaurant Kreuz haben noch geöffnet. Simon Walt, der das Büezer Pub führt, arbeitet eng mit Bruno Wettstein vom «Kreuz» zusammen und vertritt den Ferienabwesenden derzeit. Er bestätigt, was jeder sehen kann: «Das verbleibende Geschäft ist nicht der Burner.»Die Altstätter Wirte sind vor einer Woche vom Stadtrat darüber informiert worden, dass keine Bewilligungen für Fasnachtsdekorationen erteilt würden. Aufgrund der vor rund einem Monat verschärften Coronaschutzmassnahmen stiess der Entscheid nicht auf Widerstand. Das hat einen einfachen Grund: «Bei den aktuellen Massnahmen wäre die Beizenfasnacht nicht rentabel durchzuführen», sagt Walt. Andere Wirte wie Kolb vom «Soirée» und vom Mittelrheintal Corina Zarriello (Zarriello’s, Heerbrugg) pflichten ihm bei. Die Sitzplatzpflicht, die Vier-Personen-pro-Tisch-Regelung und vor allem die Sperrstunde (23 Uhr) sind die Knackpunkte, die von allen Barbetreiberinnen und -betreibern genannt werden. «Eine Beizenfasnacht ergibt keinen Sinn, weil diese Massnahmen beim während der Fasnacht erhöhten Alkoholkonsum der Gäste nicht einzuhalten sind», sagt Corina Zarriello. Das Zarriello’s hat deshalb schon vor einigen Wochen entschieden, auf eine Dekoration zu verzichten. «Mit den Coronamassnahmen, die bis Mitte Oktober galten, könnte eine Beizenfasnacht rentabel betrieben werden», sagt Walt vom Büezer Pub bzw. «Kreuz», der grössten Fasnachtsbar in Altstätten. Deshalb haben die Altstätter Wirte beim Gespräch mit der Stadt darauf gepocht, dass der Entscheid überdacht wird, sollten die Massnahmen bis Januar gelockert werden. Dass dies sehr unwahrscheinlich ist, wissen sie selbst auch. Auch Bruno Seelos geht nicht von einer solchen Entwicklung aus: «Falls doch, würden die Gemeindepräsidenten sicher nicht auf der jetzigen Position beharren.»Sommerfasnacht in Altstätten als Ersatz?In Altstätten wurde auch die Idee einer Sommerfasnacht wieder auf den Tisch gebracht, wenn dies die Lage dann erlaube. Schon im letzten Jahr hat es diese in Altstätten zum Teil gegeben. Fasnacht im Sommer ist aber wie Fussball-WM im Winter: Nicht zur Jahreszeit passend. Simon Walt entgegnet: «Am Anfang war es für viele tatsächlich gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit haben die Gäste die Idee gut aufgenommen.» Ursprünglich wollten die Altstätter auf eine Neuauflage verzichten. «Aber als Ersatz für im Winter entgangene Einnahmen wäre die Sommerfasnacht eine gute Sache», sagt Walt.