02.05.2021

So viel kosten Schülerinnen und Schüler im Rheintal

Für die Bildung von Kindern und Jugendlichen zahlen die Rheintaler Gemeinden unterschiedlich viel.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Knapp 13000 Franken kostete im Jahr 2019 der günstigste Rheintaler Primarschüler – über 21000 Franken der teuerste. Das geht aus der Finanzstatistik der Schulträger hervor, die der Kanton vergangene Woche veröffentlicht hat. Gemäss dem Amt für Volksschule ist es erstmals möglich, die Kosten der Schulen direkt miteinander zu vergleichen, weil inzwischen die meisten das neue Rechnungsmodell der St. Galler Gemeinden (RMSG) eingeführt haben. Damit bestünden nun einheitliche Regeln für die Kontenführung und Verbuchung. Kosten variieren nach Stufe, Organisation und AngebotDie neue Finanzstatistik (siehe Tabellen) enthält für alle Schulträger – ganz gleich ob Einheitsgemeinde, Gesamtschulgemeinde, Primarschulgemeinde oder Oberstufenschulgemeinde – den jährlichen Nettoaufwand, also die Differenz zwischen Bruttoaufwand und Ertrag pro Schü­lerin und Schüler. Der kantonale Durchschnitt des Nettoauf­wandes beträgt 17 492 Franken. Schulträger, die ausschliesslich die Primarschule führen, geben durchschnittlich 15 549 Franken pro Schüler aus, reine Oberstufenschulgemeinden 23 647 Franken. Die Kosten hängen somit wesentlich von der Schulstufe ab – die Oberstufe ist deutlich teurer als die Primarschule. Stufenunabhängige Einflussfaktoren sind die Unterrichtsorganisation, beispielsweise Klassengrösse und Einsatz der Ressourcen der Lehrpersonen, sowie das erweiterte schulische Angebot wie Sonder­pädagogik und Freifächer. So kommt es denn auch, dass Primarschülerinnen und -schüler in Lienz massiv teurer sind als anderswo im Rheintal, mit 21105 Franken sogar kostspieliger als überall sonst im Kanton: «Wir sind mit knapp 40 Schülerinnen und Schülern die kleinste Schule im Kanton, müssen aber dennoch die gleichen Leistungen erbringen wie alle anderen», sagt Schulratspräsidentin Daniela Kobler. Infrastruktur fliesst in die Pro-Kopf-Kosten einUnterbelegte Klassen machen auch die Schule Rheineck, die für einen Schüler rund 18970 Franken zahlt, zur teuersten in der Region – zumindest in der Kategorie Schulträger mit Primar- und Oberstufe. «Hinzu kommen Altlasten durch Umbauten an der Oberstufe, die den Aufwand in die Höhe treiben», sagt Schulpräsidentin Angelika Margadant.  Genau dieser Ausgabenposten kommt wiederum der günstigsten Primarschulgemeinde im Kanton zugute: Hinterforst. «Unser Schulhaus ist über 30 Jahre alt und praktisch abgeschrieben», erklärt Schulrat Thomas Lüttinger den Hauptgrund für das Ergebnis in der Höhe von 12 938 Franken pro Schüler. Der Finanzchef bemängelt dennoch, dass Abschreibungen in der neuen Rechnungslegung Einfluss auf den Nettoaufwand pro Schüler ausüben. «So werden Schulträger abgestraft, die in neue Infrastruktur wie beispielsweise ein Schulhaus investieren mussten. Die Vergleichbarkeit leidet darunter und war vor der Einführung von RMSG sogar besser und transparenter.»Zahlen können von Jahr zu Jahr stark schwankenDie Rheintaler Oberstufenschulgemeinden gehören zu den wirtschaftlichsten im Kanton. Altstätten belegt dabei mit einem Nettoaufwand von 22 178 Franken pro Schüler nach Wittenbach sogar Rang zwei.  Schulratspräsident Remo Maurer freut sich über das Ergebnis, gibt aber auch zu bedenken, wie fragil dieses sei, zumal Schülerzahlen von Jahr zu Jahr schwankten. So führe eine Oberstufe mit 80 Schülern in der Regel vier Klassen. In diese Klassen passten aber auch 75 oder 85. Die gesamten Kosten, vorrangig Lehrerlöhne, blieben in etwa gleich; der Aufwand pro Schüler würde aber um mehr als sechs Prozent nach oben oder unten abweichen, je nachdem, ob 75 oder 85 in den Klassen sässen. «Der Nettoaufwand pro Kopf hängt also nicht unerheblich davon ab, wie gut ausgelastet die Klassen sind. Mit steigenden Schülerzahlen können die Nettoaufwendungen zunächst sinken, dann aber sprunghaft steigen, wenn wegen weniger zusätzlicher Schülerinnen und Schüler eine neue Klasse eröffnet werden muss», sagt Maurer.

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