Der SC Emmen hatte auf dem Sportplatz Feldbreite längst das Kommando übernommen, da startete Altstätten einen Entlastungsangriff. In der 86. Minute lief der Ball gut, die Rheintaler hatten eine Halbchance auf das 3:2 – und kassierten im Gegenzug das entscheidende Tor. Emmen löste sich gut aus der Umklammerung und konterte entscheidend. Nach dem sehenswert vorgetragenen Angriff traf Simon Britschgi zum 3:2 für die Luzerner. Die lautstarken Heimfans jubelten. Am Stand von 3:2 änderten dann auch 5:54 Minuten Nachspielzeit nichts mehr, Altstätten schied aus.
Dabei wäre das alles andere als nötig gewesen. Der FCA startete aggressiv, übernahm das Zepter und machte einen souveränen Eindruck. Die Gäste gingen verdient mit 2:0 in Führung und hielten diesen Vorsprung bis zur Pause. Altstätten machte sich daran, als Partycrasher zu wirken: Der SC Emmen feierte am Samstag das auf den Tag genau 75-Jahr-Jubiläum, der Verein wurde am 17. August 1949 gegründet. Und liess sich einiges einfallen, das Publikum zu verwöhnen. Bis zum Anpfiff waren etwa Bier, Würste, Cevapcici sowie Pizza gratis.
Wie es gelingen kann, Drehbücher zu schreiben
Markus Studer, Präsident des SC Emmen, sagte:
Das Drehbuch für den heutigen Abend hätte man nicht besser schreiben können.
Und führte aus: Für das Jubiläumsspiel war ein Gegner wie Altstätten nicht schlecht, es war ein Gegner auf Augenhöhe und die Chancen waren realistisch, die Runde zu überstehen. Nun, im Sechzehntelfinal, ist die Möglichkeit grösser, auf einen grossen und beliebten Gegner zu treffen. In Emmen heisst dieser Luzern. Der kleine, aus Buben bestehende und «Wiiberfürz» zündende Fanclub feuerte den SCE mit Liedgut aus der Leuchtenstädter Fankurve an, blau-weisse Shirts waren vielfach auszumachen.
«Es war ein so sympathischer Gegner, ich mag ihnen den Sieg fast gönnen», sagte FCA-Präsident Andreas Broger nach dem Spiel. Er nahm die Niederlage sportlich, während die Gesichter im Festzelt, in dem sich die Altstätter Spieler verpflegten, doch eher lang waren. «Wir waren sehr nahe dran, haben es aber nicht geschafft», so Broger pragmatisch. Danach verwies er darauf, Altstätten würden zur nächsten Cup-Teilnahme nur zwei Siege fehlen:
Das ist aber so viel einfacher dahergesagt als gemacht.
Es war aber bei allem Realismus spürbar, dass den Präsidenten die 2:3-Niederlage wurmte – was sehr verständlich ist. Denn sie kam auf äusserst bittere Art zustande.
Altstätten wollte das Spiel nicht spannend machen
Emmen gegen Altstätten war ein Duell der Enttäuschten: Beide hätten lieber einen grossen Gegner aus dem Profigeschäft gehabt als auf ein Team zu treffen, das in der gleichen Liga spielt. «Nach der Auslosung waren wir enttäuscht», so Andreas Broger. Danach sei die Stimmung umgeschwenkt, der FCA sah die Chance, als erstes Rheintaler Team die erste Hauptrunde des Schweizer Cups zu überstehen. Und die Altstätter zeigten in Emmen, sich genau dies vorgenommen zu haben. Altstätten dominierte von Beginn an. Das 1:0 war ein vom spielenden Co-Trainer Sahin Irisme verwandelter Freistoss, wie ihn auch ein Profi nicht besser machen könnte. Das 2:0 war ein sehenswerter Volley von Knipser Egzon Shabani.
Altstätten hatte vorgelegt und machte nicht den Eindruck, dem Gegner viel zuzugestehen. Doch die Gastgeber wachten auf und merkten, dass sie die erste Hauptrunde des Schweizer Cups ohne eigenes Zutun nicht überstehen würden. Noch vor der Pause hatte Emmen zwei gute Chancen, Mirel Eugster im Altstätter Tor konnte sich mit schönen Paraden auszeichnen. Und er warnte seine Verteidiger, näher an den Gegenspielern zu stehen, denn Emmens Abschlüsse kamen etwas gar einfach auf seinen Kasten.
Für den FCA ist der 17. August kein guter Tag
Im Fussball ist oft vom «Momentum» die Rede. Emmen hatte es vor der Pause auf seine Seite geholt, danach nutzte die Heimelf ebendieses aus. Nicholas König verkürzte in der 48. Minute mit einem Freistoss auf 1:2, Marc Koch liess diesem Tor in der 52. Minute das 2:2 folgen. Spätestens ab dem Moment verkam das Spiel auf holprigem Rasen für den FCA zur Abwehrschlacht. Mirel Eugster hatte gefühlt in jeder Minute Ballkontakt; er riskierte Kopf und Kragen und musste auch einmal länger gepflegt werden.
Und musste sich nochmals geschlagen geben, bei Britschgis entscheidendem Tor in der 87. Minute. Zum dritten Mal in Folge verlor der FCA ein Cupspiel am 17. August; im 2019 mit 1:3 gegen Bassecourt, im 2013 mit 0:5 gegen Wohlen. Für den FCA ist das Datum mit weniger Erfolg behaftet als für den luzernischen Widersacher.
Markus Studer analysierte das Spiel so:
Der Gegner war zu Beginn überlegen, Altstätten begann wie die Feuerwehr. In den ersten 30 Minuten haben wir keinen Ball gesehen. Zur Pause wussten wir: Kassieren wir das dritte Tor, ist es vorbei. Aber schiessen wir ein frühes Tor, sind wir wieder dabei.
So kam es – und der SCE darf sich auf ein weiteres Cup-Fest freuen. Platz für eine Tribüne bestehe, alles andere sei ein «schönes Jubiläumsproblem», so Studer. Er und Altstättens Broger waren sich einig: Es war ein richtiger Cupfight, der bisweilen hitzig, aber fair war. Mit dem besseren Ende für den SC Emmen.
Fussball Schweizer Cup, 1/32-Final
Emmen – Altstätten 3:2 (0:2)
Feldbreite – 800 Zuschauer – SR: Londino; Roggli, Théodoloz.
Tore: 18. Irisme 0:1, 31. Shabani 0:2, 48. N. König 1:2, 52. Koch 2:2, 87. Britschgi 3:2.
Emmen: Bäuerle; N. Meier (46. S. König), Hadzic, Rojas, M. Meier (82. Mansoub); Koch, N. König, Vogel, Britschgi (96. Gashi); Hönger (76. Barbarez), Veseli (93. Muji).
Altstätten: M. Eugster, Zünd, S. Eugster, Graber, Lüchinger; Schmitter (55. T: Langenegger), Liiro, Stüdli (55. Babic), Alder; Shabani, Irisme.
Gelbe Karten: 17. Hadzic, 68. Veseli.