So ist es als junger Mann in einem Frauenberuf

Name: Fabio Alter: 18 Wohnort: Widnau Beruf: MPA in AusbildungWeshalb hast du dich für den Beruf MPA entschieden? In der Oberstufe haben wir den Berufswahlkalender durchgenommen und ich entdeckte den Beruf Physiotherapeut für mich. Es gibt zwei Wege zum Studium als Physiotherapeut. Einerseits über weiterführende Schulen, andererseits über eine Lehre mit Berufsmatura. Ich entschied mich für eine Lehre, da ich Praxiserfahrungen sammeln wollte.Gab es Vor- oder Nachteile als männlicher Bewerber bei der Lehrstellensuche? Eigentlich nicht. Ich hatte Respekt vor negativen Reaktionen, aber schon beim «reinschnuppern» habe ich festgestellt, alle nehmen es cool. Manche fanden es speziell, dass ich MPA werden will. Ich bin aber nie auf Ablehnung gestossen. Manchmal sagten mir sogar ein Arzt oder eine Assistentin, sie würden sich freuen, dass auch einmal ein Junge zum Schnuppern komme.Wie ist es als einziger Schüler unter Schülerinnen in der Klasse? Zu Beginn hatte ich Bedenken, dass ich keinen Anschluss finde. Meine Zweifel haben sich aber nicht bestätigt: Die jungen Frauen in meiner Klasse sind sehr tolerant. Im Nachhinein bin ich sogar fast froh, dass ich der einzige Junge bin. Ansonsten hätte ich wahrscheinlich nicht so schnell und gut Anschluss gefunden.Gibt es in deinem Beruf spezielle Herausforderungen? Vor gewissen Situationen, wie ein EKG (Elektrokardiogramm) anzulegen, hatte ich Respekt. Wie sich aber herausstellte, war ich fast nervöser als die Schülerinnen, mit denen ich im Unterricht zusammen übte.Wie reagieren Patienten, wenn sie von dir behandelt werden? Manche denken, ich sei ein angehender Arzt. Wenn ich ihnen erkläre, ich mache eine Ausbildung zum MPA, sind sie überrascht. Die Reaktionen sind aber immer positiv. Es gab nur einmal die Situation, in der mich eine junge Frau bat, sie möchte sich das EKG lieber von einer Frau anlegen lassen. Im ersten Moment hat mich das etwas erschrocken, musste mir dann eingestehen, dass das ihre Entscheidung ist und völlig berechtigt, wenn sie sich unwohl fühlt.Was sagt dein Umfeld zu deiner Ausbildung? Von Freunden höre ich manchmal, dass sie eigentlich auch MPA hätten lernen sollen. Schliesslich können sie nicht behaupten, eine ganze Klasse junger Frauen für sich zu haben. Das ist aber nur Spass. Für meine Familie ist es kein Thema, dass ich als Junge MPA lerne.Was kannst du anderen bei der Berufswahl empfehlen? Ich möchte anderen Jungen ans Herz legen, die Berufswahl nicht von Stereotypen abhängig zu machen. Und wer sich entscheidet, einen typischen Frauenberuf zu lernen, soll keine Hemmungen davor haben.