28.08.2021

So grün ist Ausserrhoden

Teufen legt ein progressives Energiekonzept vor. Doch auch die anderen Gemeinden sind nicht untätig.

Von Astrid Zysset
aktualisiert am 03.11.2022
Teufen hat mit seinem Mitte Juli durch den Gemeinderat verabschiedeten Energiekonzept  Schlagzeilen geschrieben. Es ist ambitioniert: Eckpunkte des Konzeptes sind unter anderem bis 2050 der angestrebte Eigenversorgungsgrad von 100 Prozent bei der Produktion von Elektrizität in der Jahresbilanz, im Bereich Wärmegewinnung die Senkung des Ölverbrauchs auf Null und die Förderung von Fuss- und Velo- sowie des öffentlichen Verkehrs.Aber nicht nur Teufen strebt an, seinen ökologischen Fussabdruck zu verringern. Eine Umfrage bei den Ausserrhoder Gemeinden zeigt: Alle versuchen, mit unterschiedlichen Massnahmen ihre Ökobilanz aufzuwerten. Allerdings sind die Bestrebungen nicht überall im gleichen Umfang gegeben.Nur die wenigsten haben eine EnergiestrategieNicht alle Gemeinden haben etwa ein langfristiges Energiekonzept beziehungsweise eine zu Papier gebrachte Strategie veröffentlicht. In Stein und Walzenhausen ist eine solche in Planung, aber vorweisen können sie aktuell neben Teufen lediglich Speicher, Herisau, Urnäsch und Trogen.Diese stützen sich grossmehrheitlich auf die Grundlagen der Energiestrategien von Bund und Kanton. Als Vision wird angegeben, bis zum Jahr 2100 die 2000-Watt-Gesellschaft erreichen zu wollen. Die Energiewende soll mit der Förderung alternativer Energiequellen, umweltfreundlicher Mobilität wie auch der Verringerung des CO2-Ausstosses geschafft werden.Einige Gemeinden gehen aber weiterführende Wege. In Rehetobel gibt es einen Verein Solardorf, der explizit die Sonnenenergie fördern will, Grub gibt Gutscheine bei einem Kauf von Grosshaushaltsgeräten der hohen Energieeffizienzklassen ab und in Trogen existiert ein Abhol- und Bringtag.Gemeinden, die eine nachhaltige kommunale Energiepolitik vorleben und umsetzen, werden auf Antrag mit dem Label Energiestadt ausgezeichnet. In Appenzell Ausserrhoden sind aktuell Speicher, Teufen, Herisau, Urnäsch, Heiden und Trogen Träger dieser Auszeichnung.Ein Zusammenschluss in Sachen KlimapolitikAber nicht alle Gemeinden handeln autonom. Grub, Reute, Walzenhausen, Heiden und Rehetobel haben sich zur Energiestadt-Region Appenzellerland über dem Bodensee (AüB) zusammengeschlossen. Dies ist ein Programm von EnergieSchweiz und beinhaltet Massnahmen zur Umsetzung einer nachhaltigen regionalen und kommunalen Energiepolitik. Auf Basis einer Energiebilanz wird ein Aktivitätenprogramm mit Massnahmen für jeweils vier Jahre erstellt, welches anschliessend durch einen externen Auditor überprüft wird.Die beteiligten Gemeinden auferlegen sich dementsprechend viele Massnahmen, die sie umsetzen wollen. Heiden beispielsweise hat den CO2-Ausstoss bei den gemeindeeigenen Gebäuden in den vergangenen zehn Jahren um 80 Prozent gesenkt. Weiter wird auf eine hohe Eigenstromproduktion durch Photovoltaikanlagen Wert gelegt und die Strassenbeleuchtung wird schrittweise auf LED umgestellt.Rehetobel will zusätzlich die Tempo-30-Zonen ausbauen und verfügt bereits über zwei E-Tankstellen auf dem Gemeindegebiet. Und Walzenhausen prüft und erstellt auf ihren Liegenschaften laufend in Zusammenarbeit mit der Elektra Walzenhausen nach und nach Photovoltaikanlagen (oder andere erneuerbare Energieformen). Zudem ist sie in Sachen Biodiversität aktiv, hat ihre Wertstoffsammelstelle Almendsberg erneuert, um dem Littering vorzubeugen, und bringt ihre Strassenbeleuchtung auf den neuesten Stand, damit diese bis 2024 eine Energieeinsparung gegenüber den bisherigen Leuchten von gut 40 Prozent erzielt.Finanzen als EinschränkungAber nicht alle Gemeinden können so viel leisten. Eher geringe Anstrengungen unternimmt beispielsweise die Vorderländer Gemeinde Wald. Dort heisst es auf Anfrage, dass man derzeit abwarten wolle, was sich auf Ebene Kantonsverfassung und den resultierenden Gesetzen und Verordnungen ergibt. Den Fuss- und Veloverkehr in Wald zu fördern, sei nicht nötig. Bei den künftigen baulichen Projekten werde den ökologischen Aspekten jedoch entsprechend Beachtung geschenkt (Gemeindekanzlei, Wärmedämmung, Heizung), heisst es weiter. Wie Gemeindeschreiberin Lina Graf deutlich macht, habe man «aufgrund der knappen Finanzen kaum Spielraum, um private energetische Massnahmen finanziell zu unterstützen, dies natürlich im Gegensatz zur ideellen Unterstützung privater Initiativen (wohlwollende Baubewilligung)».Dass die finanzielle Situation Auswirkungen hat auf die energetische Entwicklung, wird auch in Hundwil offensichtlich. Dort sind Velo- und Fussgängermassnahmen in Abklärung. Wie Gemeindepräsidentin Margrit Müller aber ausführt, sei das nicht einfach, «da hohe Kosten auf die Gemeinden abgewälzt werden». Trotzdem würden die Anliegen der Energiepolitik berücksichtigt. Dies auch bei Sanierungen. Auf dem Turnhallendach sei vor ein paar Jahren eine Fotovoltaikanlage installiert worden.

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