16.06.2021

So geht das Start-up-Einmaleins

Eine Geschäftsidee entwickeln und Investoren finden: Lernende der libs Heerbrugg üben sich als Jungunternehmer.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Sie sind im ersten Lehrjahr und befassen sich bereits mit Ebit, lösungsorientiertem Denken und Pitchen. Pitchen? Dieser Begriff bezeichnet in der Wirtschaft eine sehr kurze Präsentation einer Geschäftsidee vor einem möglichen Investor.Rund 40 Lernende erhalten derzeit Einblick in die Grundlagen des unternehmerischen Denkens und Handelns. Sie besuchen die neu lancierten Kurse des «libs Unternehmerhauses», die einen obligatorischen Teil der Lehre darstellen. Die Zielsetzung lautet: Verstehen, wie eine Firma funktioniert. Man habe nicht vor, aus allen Lernenden Unternehmer zu machen, sagt Marcus Flepp, Standortleiter libs Heerbrugg. Aber sie sollen erfahren, wie ein Produkt aufgebaut ist. Wie schwierig ist es, Geld zu beschaffen? Wie lässt sich eine Zielgruppe bestimmen? Wie werden Marketing und Verkauf geplant?Eine Fähigkeit, die in Zukunft im Berufsleben immer wichtiger werde, sei Innovation, sind die Verantwortlichen überzeugt. Die entsprechenden Themen unterrichten in der Schweiz bisher meist nur Hochschulen und Universitäten. Um dem entgegenzuwirken, haben libs und die Firma Rhino Innovation gemeinsam ein Kursprogramm entwickelt. In Theorieblöcken vermitteln junge Experten Grundlagen, anschliessend entwickeln die Lernenden in Gruppenarbeiten ein fiktives Start-up, das sie einer Jury vorstellen.Heini Seger, Unternehmer und Dozent aus St. Gallen, ermutigte dazu, bei einer Geschäftsidee einen eigenen Weg zu finden und auch Niederlagen zu verkraften. Durchhaltewille lohne sich, denn etwas Neues zu erschaffen sei sehr erfüllend. Die duale Berufsbildung bringe den Vorteil mit sich, dass Lernende aus Produktionsbetrieben wertvolle praktische Erfahrungen machen können und früh die Prozesse eines Unternehmens kennen lernen.Sandro Barmettler hörte interessiert zu. Der Polymechaniker in Ausbildung spielt mit dem Gedanken, eine Modemarke zu gründen. Wichtig für ihn war der Tipp, mit den richtigen Leuten zusammenzuarbeiten. Der beste Freund eigne sich nicht unbedingt als Geschäftspartner. Und wer nicht bereit sei, vollen Einsatz zu leisten, bringe ein Projekt nicht in Schwung.Pascal Bischofberger, Elektroniker in Ausbildung, lieferte vor der Jury eine überzeugende Präsentation der Gruppenarbeit ab. «Bei euch würde ich investieren», hiess es im Feedback. Pitchen ist ihm gelungen, dennoch hat er Respekt vor der Überzeugungsarbeit, die geleistet werden muss. Er habe aber auch gelernt, wie viel Potenzial in einer guten Idee steckt.Ab dem zweiten Lehrjahr können die Lernenden freiwillig das Gelernte vertiefen und eine Produktidee oder Dienstleistung entwickeln, die zu einem Start-up führen kann.

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