23.09.2020

So en Göppel mosch o mol ha»

Hitsch Kobelt und Kurt Forster wären besondere Teilnehmer der (verschobenen) Oldtimer-Trophy gewesen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Hitsch Kobelt hatte sich mit dem ältesten Auto angemeldet, Kurt Forster ist der Mann, der 2013 die Strecke Istanbul-Shanghai befuhr.Erst spät fand der Marbacher Hitch Kobelt zu seinem Hobby. Doch er hatte stets gewusst, dass er einmal einen Oldtimer fahren würde. Als Kind liebte er Filme wie «In 80 Tagen um die Welt» oder «Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten».Damals dachte er, er müsse «o mol so en Göppel ha». Er wusste aber: «Z’erscht muesch drissg Johr schaffe.»Kobelts unüberhörbares Auto «tuet all»Einen Oldtimer hat er inzwischen, er nennt ihn Sonnenstrahl. Auf Englisch: Sunbeam. Es ist ein 25 HP Sporttourer, Baujahr 1928. An der verschobenen Oldtimer-Trophy wird Kobelts Sunbeam das älteste Auto sein.Der gelernte Lastkarrenmechaniker, wie sein Beruf früher hiess, betreibt eine eigene Werkstätte. Gegründet hatte sie der Vater 1960. Als Hitsch Kobelt vor acht Jahren nach einem Fahrzeug für einen Kunden Ausschau hielt, stiess er unerwartet auf den Sunbeam 25 HP. Er sei «drübergheit», sagt Kobelt, seither fährt er diesen Wagen – und er liess ihn nie im Stich.Hitsch Kobelt ist pro Woche sicher eine halbe Stunde mit dem Wagen unterwegs, einem Viergänger mit einer einzigen Tür. Zuerst steigt der Chauffeur ein, dann allfällige Mitfahrer, maximal vier Personen.«S’Auto tuet all», freut sich Kobelt – und es ist nicht überhörbar. Fährt der 58-Jährige irgendwo rechts ran, gehen die Mundwinkel der Leute nach oben, was Hitsch Kobelt freut, denn es sei unverkennbar: Auch die andern hätten Freude an dem schönen alten Wagen.Auspuffanlage fiel runter, es gab ElektrobrändeWie für die erste Oldtimer-Trophy vor zwei Jahren haben sich der Bernecker Kurt Forster sowie seine Söhne Reto und Markus angemeldet – jeder mit einem anderen Wagen. Reto Forster lenkt einen Jaguar Mk2, Baujahr 1963, der Bruder einen Jaguar E-Type Serie 1, Jahrgang 1964, der 85-jährige Vater hat für sich wieder den Opel GT, Baujahr 1970 gewählt.Eine grosse Bewährungsprobe hat der Jaguar Mk2 im Jahr 2013 bestanden. Damals beteiligte sich Kurt Forster mit diesem Auto an der Silkroad Rallye: Die Reise führte entlang der legendären Seidenstrasse von Istanbul nach Shanghai.Mit 21 perfekten Autos sei man in die zweimonatige Rallye gestartet, aber alle zwei, drei Tage sei irgendwo eine Reparatur nötig gewesen, wobei vor allem schlechte Strassen Schäden verschuldet hätten. Kurt Forster musste die herabgefallende Auspuffanlage wieder anbringen und nach Elektrobränden zum Werkzeug greifen. Ebenso wie Hitsch Kobelt flickt Kurt Forster, ein gelernter Spengler/Installateur, alles selbst.Herzinfarkt führte zum schönen HobbyZu seinem Hobby kam Kurt Forster nach einem 1985 erlittenen Herzinfarkt. Der Arzt hatte ihm damals geraten, sich ein Hobby zuzulegen und sich diesem zuzuwenden, wann immer Druck entstehe. Kurt Forster befolgte den Rat. Er sagt, der Doktor habe recht gehabt.Dass der Bernecker sich Autos bzw. Oldtimern zuwandte, war naheliegend, nachdem er in seiner Zeit in Basel (1956 bis 1962) zusammen mit einem Kollegen sozusagen «aus dem Nichts» einen Sportwagen erbaute. Nur ein Chassis vom Abbruch war vorhanden gewesen. Bei der Motorfahrzeugkontrolle habe der Experte gestaunt und kommentiert, der Wagen töne «dänn no wia en Saukog», aber damals waren die Bestimmungen noch nicht so streng und wurde die Bewilligung erteilt.In seinem Geschäft, der Kurt Forster AG, ist der Oldtimer-Liebhaber zwanzig Jahre nach der Pensionierung noch immer tätig. Dass er bald aufhören wolle, habe er zwar auch schon früher kundgetan, er meine es nun aber ernst, er wolle ja nicht hundert werden im Geschäft. Er lächelt spitzbübisch. Für sein schönes Hobby wird er also bald noch mehr Zeit zur Verfügung haben.Das englische Kennzeichen hat Kurt Forster behaltenSeinen Jaguar E-Type Serie 1, Jahrgang 1964, besitzt Kurt Forster seit fast 40 Jahren. Nach wie vor hat er für das Auto auch ein offizielles, englisches Nummernschild. Er darf es in England montiert haben,  sofern er die entsprechenden Papiere dabeihat.Das englische Kennzeichen erhielt der Bernecker, als er den Wagen kaufte. Um ihn in die Schweiz bringen zu können, musste er ihn einlösen, was einen englischen Wohnsitz voraussetzte. Dank eines Kollegen verfügte er über diese Adresse.In der Schweiz war er rund eineinhalb Jahre mit seinem englischen Kennzeichen unterwegs, denn Kurt Forster befürchtete, bei der Motorfahrzeugkontrolle könnten einzelne Bauteile beanstandet werden. Vor solchem Pech war er durchs englische Kennzeichen geschützt. Als man ihm bei der Kontrolle die englische Nummer wegnehmen wollte, wehrte er sich mit Erfolg, so dass er sie bis heute hat – und bei Reisen nach England noch immer benützt. Eventuell, sagt er, fahre er nächstes Jahr wieder einmal auf die Insel. In Birmingham findet ein Treffen mit Jaguar-Oldtimern statt. 

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