06.11.2020

«Singen ist Balsam für die Seele»

Seit dem 28. Oktober dürfen Laienchöre weder proben noch auftreten. Starker Tobak für die Freunde des Gesangs.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Der Bundesrat hat an der Sitzung vom 28. Oktober weitere schweizweite Massnahmen ge-gen die schnelle Ausbreitung des Coronavirus ergriffen. Seit dann dürfen Laienchöre weder proben noch auftreten. Für Rheintaler Sängerinnen und Sänger ein schwerer Schlag, dürfen sie doch ab sofort nicht mehr ihrem Hobby frönen. Ein Grund, sich in der Rheintaler Chorlandschaft umzuhören.Kameradschaft und soziale Kontakte leidenBis vorletzte Woche haben die Mitglieder des Kinderjodelchörlis Rheintal in der Neubauhalle der Firma Hasler Maschinenbau AG unter Einhaltung des Mindestabstands und des Schutzkonzepts geprobt. «Kinder brauchen Auftritte, um ein Ziel zu haben und eine Bestätigung, dass das, was sie tun, gut und gefragt ist», sagt Chorleiterin Sissi Riegg, «Selbst das Proben wäre wichtig. Es schweisst uns zusammen und gibt uns Halt.» Um trotzdem ein Ziel zu haben, sandten sie Aufnahmen ans Radio «Musikwelle Nachwuchs», in der Hoffnung, diese Woche gespielt zu werden. Egal wie lange die Zwangspause dauere, sie freuen sich alle wieder auf das gemeinsame Singen.Auch bei den Sunsingers steht das Gesellige und die Kameradschaft im Vordergrund. Anders als andere Chöre haben sie jedoch seit dem Lockdown im Frühling keine Proben und Auftritte mehr gehabt: «Viele sind traurig, weil man sich nicht mehr treffen darf», sagt Chorleiterin Christina Frei, «an den Proben trifft man seine Freunde.» Es werde viel gelacht, getanzt und geschwatzt, aber auch dieses und jenes Leid geklagt. «Uns fehlt das Singen und Tanzen sowie der Applaus», sagt Christina Frei. Das Chorleben war eine willkommene Abwechslung zum Alltag.Singen ist gesund für Körper und GeistAm 19. Oktober beschloss der Frauenchor Altstätten, alle Proben und Auftritte bis auf Weiteres zu unterbrechen. «Wir alle sind traurig, dass die Pandemie unsere Pläne derart durcheinandergewirbelt hat», sagt Pressesprecherin Monica Zünd. Am meisten fehle ihnen das Singen, denn wie jede engagierte Sängerin weiss, sei Singen gesund für Körper und Geist. Sie hätten keine Angst, dass der Chor nach der unfreiwilligen Pause auseinanderfallen könnte: «Der Frauenchor besteht schon über 130 Jahre und hat bereits zwei Weltkriege überstanden», sagt Monica Zünd.«Ja wir haben noch einen Auftritt an Weihnachten geplant», sagt Nicole Buob, Präsidentin des Kirchenchors Cantamus Buechberg, «es steht aber in den Sternen, ob wir ihn wahrnehmen können.» Bis vorletzte Woche probten sie einmal die Woche auf freiwilliger Basis und unter Einhaltung des Schutzkonzeptes. «Proben sind existenziell für den Chor. Sie sind unser Vereinsleben», sagt die Präsidentin. Nun fehle das Zwischenmenschliche. Ausserdem wären die Auftritte ihre Belohnung für die geleistete Arbeit. Fallen diese weg, fehlen auch die Glücksgefühle.Zum kulturellen Leben im Rheintal beitragenNachdem das Singen in Chören untersagt wurde, widerruft der Gospelchor RhyThal alle kommenden Anlässe. «Bis vor Kurzem waren die Konzerte real und die Motivation gross», sagt Präsidentin Petra Weyermann. Sie hätten die Konzerte gerne durchgezogen, wegen der geforderten Abstände auch mit weniger Publikum. Auftritte wären wichtig, einerseits wegen der Motivation, andererseits als Ziel und Perspektive. «Unser Chor möchte Freude und Hoffnung vermitteln, denn Singen ist Balsam für die Seele und Entspannung vom Alltag», sagt die Präsidentin.Während die meisten Chöre bisher von Infektionen verschont blieben, wurde das Virus trotz aller strengen Vorkehrungen am 29. September in den Männerchor Diepoldsau-Schmitter eingeschleppt. «Daraufhin haben wir sofort den Probenbetrieb und sämtliche Auftritte und Anlässe bis zur nächsten HV im Januar eingestellt», sagt Präsident Marcus Camenisch, «ich wünsche allen Chören, dass die Ausnahmesituation bald der Vergangenheit angehört und dass sie bald wieder zum kulturellen Leben im Rheintal beitragen können. Darauf warten nicht nur wir Sänger, sondern auch viele Freunde des gepflegten Gesangs.»

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