Eistanz 27.01.2023

Sieg um Sieg tanzen sich Leonie Woodtli und Timon Suhner nach ganz oben

Sie gewinnen, wo auch immer sie starten: Das Eistanzpaar Leonie Woodtli und Timon Suhner hat einen Siegeszug durch die Schweiz angetreten. Dass die Marbacherin und der Rebsteiner hohe Ziele anstreben, überrascht nicht.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 27.01.2023

An vier nationalen Wettkämpfen haben Leonie Woodtli und Timon Suhner in dieser Saison teilgenommen – viermal beendeten sie ihn auf  Rang eins. Nur einmal mussten sie sich geschlagen geben. Kurz vor Weihnachten, am Santa Claus Cup in Budapest, waren sie nicht die Besten. Sie erreichten in Ungarns Hauptstadt Rang sechs. Doch dieser ist vielleicht aussagekräftiger als alle Siege auf  Schweizer Eis, zeigten sie dabei doch, auch mit den Besten der Welt mithalten zu können.

Sieg um Sieg tanzen sich Leonie Woodtli und Timon Suhner nach ganz oben

So viel zu den Rangierungen des Rheintaler Eistanzpaares in dieser Saison. Doch wer sind Leonie Woodtli und Timon Suhner, die so erfolgreich unterwegs sind, überhaupt?

Timon Suhner ist zwar erst 16-jährig, aber in der Rheintaler Sportszene kein Unbekannter. Er tanzte früher mit Lorena Koller aus Rüthi, die beiden wurden von den Zeitungsleserinnen und -lesern zum «Team des Jahres» 2018 gekürt.

16 bis 18 Trainingsstunden pro Woche – nur auf Eis

Mittlerweile tanzt an seiner Seite die 13-jährige Leonie Woodtli aus Marbach, seine Cousine. Im Eistanz ist es nicht ungewöhnlich, dass Verwandte Paare bilden. Sie kennen sich sehr gut, sie sind ein eingespieltes Team und auch bezüglich der Organisation bringt dies viele Vorteile.

So sieht das Wettkampfprogramm für die beiden beim Westminster-Walzer aus.
So sieht das Wettkampfprogramm für die beiden beim Westminster-Walzer aus.
Bild: pd

Denn Eistanz ist aufwendig. Es gibt nicht überall Eishallen, ebenso rar sind gute Trainerinnen und Trainer. Woodtli und Suhner waren früher beim Eislaufverein Mittelrheintal, dann wechselte Trainerin Claudia  Aebischer nach Herisau. Die beiden sind ihr gefolgt. Das Training ist aber nicht nur in Herisau, die beiden reisen oft nach Oberstdorf, um unter den weltbekannten Martin Skotnický und Nelli Zhiganshina an Kür und Choreografie zu feilen.

16 bis 18 Stunden pro Woche verbringen wir auf dem Eis, das muss einfach sein

sagt Timon Suhner. Dazu kommen rund vier Stunden Training; ein Eistänzer braucht viel Kraft, etwa für Hebefiguren, von der Eistänzerin sind graziöse Bewegungen gefragt. Die beiden Elemente schliessen sich aber nicht aus. Auch die Eistänzerin muss Kraft haben, auch der Eistänzer muss graziös sein. Dafür trainieren die beiden Ballett und Athletik.

Auf der Autofahrt werden Hausaufgaben gemacht

Neben dem Sport gehen die beiden zur Schule. Leonie Woodtli besucht die erste Sport-Oberstufe an der OMR in Heerbrugg, Timon Suhner seit Sommer 2022 die United School of Sports für Leistungssport in St. Gallen. Das Pensum ist gross, auf der Autofahrt nach Oberstdorf machen sie Hausaufgaben. Und unterstützen sich gegenseitig. Leonie Woodtli sagt:

Wir verfolgen die gleichen Ziele und möchten den gleichen Weg gehen. Dazu gehört, verpasste Schulstunden aufzuarbeiten.

Die beiden dürfen in der Schule fehlen, stehen wichtige Wettkämpfe und Trainings an. Auch dies gehört zum Weg nach oben.

Und die aktuelle Siegesserie soll nur der Anfang dieses Wegs sein. «Ein guter Übertritt in die Juniorenkategorie» wünscht Timon Suhner als nächster Schritt, aktuell sind sie in der Kategorie Advanced Novice. Die Wünsche gehen aber weiter: «Und danach wollen wir an Europa- und Weltmeisterschaften dabei sein. Und an Olympischen Spielen», sagt Suhner. Die Meinung teilt Leonie Woodtli. Die Frage nach dem grössten Traum beantwortet sie schnell und mit einem Wort: «Olympia.»

Sieg um Sieg tanzen sich Leonie Woodtli und Timon Suhner nach ganz oben

Der Weg auf die oberste Stufe des Leistungssports ist selbstverständlich lang. Bis dahin werden noch einige Jahre vergehen, es wird noch einige Stürze im Training geben. Doch wer sich Schweizer Meister nennen darf, im Nationalkader ist und Talentkarten besitzt, setzt sich völlig legitim Ziele dieser Art.

Die Faszination schweisst die beiden zusammen

Zumal zurzeit alle Details stimmen. So brauchen die beiden oft neue Kleider. Weil sie noch im Wachstum sind und aus den früheren herauswachsen – aber auch, weil die Kleider zu den Tänzen passen müssen. Auch die Zusammenarbeit mit einer Schneiderin gehört zu diesem aufwendigen Sport. Und auch hier sind Leonie Woodtli und Timon Suhner so gut bedient, dass sie sich voll und ganz dem Sport widmen können.

Einfach übers Eis fliegen, die Leidenschaft leben, die Musik interpretieren und eine perfekte Choreografie zeigen.

So beschreibt Timon Suhner, was er am liebsten macht. Wer Leonie Woodtli nach der Lieblingsbeschäftigung fragt, bekommt fast die gleiche Antwort. Der Ausdruck dieser jugendlichen Freude ist das beste Vorzeichen für eine grosse Karriere.


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