22.04.2022

Sie warf den Gipfel ins Publikum

Wortakrobatin Lara Stoll stand in Widnau auf der Bühne.

Von Susi Miara
aktualisiert am 02.11.2022
«Sie gilt als die Punkerin der Schweizer Poetry-Slam-Szene und geniesst den Ruf, auf der Bühne laut zu sein.» Mit dieser kurzen Vorstellung machte Urs Sieber, Präsident des Widnauer Kulturvereins, das Publikum neugierig auf den bevorstehenden Auftritt. Er sei froh, dass es doch noch geklappt habe, die Gewinnerin des «Salzburger Stiers» ins Rheintal zu holen, und der Kulturverein so die langjährige Tradition, Preisträgerinnen und Preisträger einzuladen, fortsetzen konnte.Diesmal wäre sie auch gekommen, wenn ihr ein Klavier auf den Kopf gefallen wäre, erklärte Lara Stoll gleich zu Be-ginn ihres Programms. Schlag auf Schlag ging es dann weiter. Schonungslos setzte sie dem Publikum vor, was ihre Fantasie ihr zutrug. Alltägliche Geschichten über Krankheit, Mütter, Einsamkeit, Kulinarik, vor allem aber über Freude, denn genau darauf habe man lange verzichten müssen. «Gipfel der Freude» heisst auch ihr neuestes Programm – und sogar das nahm die Künstlerin wörtlich und präsentierte dem Publikum den mitgebrachten Buttergipfel. Wegen Corona habe sie sogar ihr Programm aktualisiert und ihm einen grossen Teil ihrer Coronaerkrankung gewidmet. Zwischendurch polterte sie über den Take-away-Caesar-Salad und das Salat-Intermezzo ohne Besteck. So richtig in Fahrt kam sie bei ihrer Erzählung über das gemeinsame Kochen am Krisenherd. Bereits das Einkaufen sei ein aggressives Vorspiel. Viel Persönliches erfuhr man, als sie über ihre Schlafprobleme sprach, einen Zuschauer aus dem Publikum als Muse auf die Bühne holte oder über nächtliche Körpergeräusche nicht nur sprach, sondern diese in verschiedenen Intonationen vorführte. Natürlich durfte ihre bekannte Lieblingsnummer über den kleinen Parmelin als Zugabe nicht fehlen, und als der Gipfel der Freude letztlich im Publikum landete, staunten alle über das Tempo und über die Energie der Thurgauer Künstlerin.

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