29.12.2020

Sie sammeln, ohne zu singen

Manchenorts sind bald die Sternsinger unterwegs. Die Aktion erfordert im Coronajanuar mehr Organisationsaufwand.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
Gestaffeltes Ankleiden, Fischkescher, die zu «Spendenkeschern» werden, Verzicht auf das Schminken, Beutel, die am Sternstab hängen. Auf dem Newsportal der katholischen Kirche, kath.ch oder auf missio.ch, finden sich zahlreiche Tipps, wie das Sternsingen auch unter Coronaschutzmassnahmen durchgeführt werden kann. Das Sternsingen gilt als religiöse VeranstaltungSeit das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am 11. Dezember entschied, das Sternsingen als religiöse Veranstaltung einzustufen, gelten die dementsprechenden Richtlinien. Brauchtum und Liedgut des in katholischen Gegenden verbreiteten Sternsingens reichen weit zurück (siehe Infobox). In praktisch allen Rheintaler Gemeinden organisiert die katholische Kirche die Aktion Sternsingen seit vielen Jahren. Nicht überall jedoch werden die Schülergruppen im Januar 2021 unterwegs sein. Coronakonformes Sternsingen ohne Singen und mit Abstand erfordert von den Verantwortlichen einiges mehr an Planung als üblich. Die Vorgaben des Bistums St. Gallen für die Durchführung religiöser Veranstaltungen orientieren sich an den Bestimmungen von Bund und Kanton. Was wo durchführbar ist, müssen die Verantwortlichen an jedem Ort individuell entscheiden, heisst es weiter. Etwa 60 Kinder machen in Widnau mitFindet sich keine Person, die das Sternsingen im Rahmen des geltenden Schutzkonzepts organisieren will und kann, findet die Aktion nicht statt. Karin Schwarz plant für die Pfarrei St. Jakobus in Widnau bereits zum zwölften Mal das Sternsingen.  Überraschend viele Kinder hätten sich auch in diesem Jahr angemeldet, so die 51-Jährige. Die etwa 60 Primarschüler werden am 8. und 9. Januar jeweils in Vierergruppen plus eine Begleitperson in Widnau von Tür zu Tür gehen. «Die Kinder haben sich bedankt, dass das Sternsingen stattfindet», sagt Schwarz. Wenn auch anders als sonst. [caption_left: Widnauer Sternsinger im Januar 2020.]Der Solidaritätsgedanke sei den mitwirkenden Kindern sehr wichtig, so die Organisatorin. Begleitpersonen für die Sternsingergruppen zu rekrutieren sei nie leicht, in der Coronazeit eher noch anspruchsvoller. Dennoch sei es gelungen, Oberstufenschüler und andere jüngere Personen zu gewinnen. Im Dezember wurde zweimal geprobt.  Das Ankleiden findet vor dem Jakobihaus statt, das Schminken entfällt. Abgedeckt werden kann im Januar ein Grossteil des Widnauer Gemeindegebiets, wobei die Kinder immer zu Fuss unterwegs sind. Sie klingeln, betreten  Häuser und Wohnungen aber nicht. Anwesenden wird eine Gelddose auf Distanz gereicht oder auch ein Sack für Süssigkeiten. Lieder können gut gesprochen werdenDass nicht gesungen werden kann, betrachtet Karin Schwarz nicht als Nachteil. «Die Sternsingerlieder eignen sich perfekt zum Sprechen, Gedicht und Segen sowieso», sagt sie. So sieht es auch Daniela Schmid, die als Katechetin mit Zusatzaufgaben in Buechen- Staad und Altenrhein die Aktion geplant hat. «Ältere Kinder wollen oft nicht mehr singen», so die Organisatorin. Für sie gibt nun «Sternsprecher». Das werde bleiben, auch nach Corona, ist die Katechetin gewiss. Im November hatte Schmid an einem Zoommeeting von Missio Schweiz, dem katholischen Missionswerk, teilgenommen, das die Aktion Sternsingen fördert. Da stand bereits die Frage im Raum: «Wie kriegen wir das hin, ohne Singen»? Sie erfuhr, dass manchenorts in der Schweiz bereits gesprochen statt gesungen wird.Gemeldet haben sich in ihrem Einzugsgebiet aktuell weniger Kinder als sonst, etwa 20. Schmid nähte Säcke, die an Holzstangen befestigt wurden, und nahm die Gruppeneinteilung so vor, dass Geschwister stets zusammen sind. Als Betreuer der «Sternsprecher» fungieren am 2. und 3. Januar die Eltern.  In St. Margrethen, das auch zur Seelsorgeeinheit Buechberg zählt, werden nur diejenigen Haushalte besucht, die sich angemeldet haben. Anfang Woche waren es 15. Zehn Kinder werden zwischen dem 2. und 6. Januar die Besuche in Kleingruppen absolvieren, so Pfarreibeauftragte Leila Zmero. Vielleicht werde dabei das Lied «Der Stern von Bethlehem» abgespielt, das Zmero mit den Kindern noch vor dem Singverbot aufgenommen hat. Der Segen Gottes kommt schriftlichGanz andere Wege der Gestaltung beschritt Gabi Ceric, Pfarreibeauftragte der Katholischen Kirchgemeinde Oberriet. Über 40 Primarschüler wirken an einer Verteilaktion mit. Dort, wo sie sehen, dass jemand den Segensspruch aus Kreide noch vom letzten Jahr an der Tür hat, schreiben sie ihn neu. Wo ein Segenskleber angebracht ist, wird ein neuer in den Briefkasten gelegt. Erkennbar sind die teilnehmenden Kinder, die in kleinen Gruppen am 3., 4. und 5. Januar unterwegs sind, durch Turban oder Krone. Darüber hinaus ermöglichen kurze Videoclips der Sternsinger eine virtuelle Begegnung.  Auf Youtube wurde ein Pfarreiclip bereits mehr als 270 Mal aufgerufen.Nicht mehr zur religiösen Veranstaltung zählt das  gemeinsame Beisammensein im Anschluss des Sternsingens. Es wird wohl eher schlichter ausfallen als in den Vorjahren. 

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