19.08.2020

Sie kommt sich vor wie eine Arbeitslose

Jolanda Neff lebt vom Velofahren. Sie ist die Nummer eins der Welt, hat aber kaum Startgelegenheiten. Das kostet sie eine Stange Geld.

Von Daniel Good, CH-Media
aktualisiert am 03.11.2022
Mountainbike Sie hat ein sonniges Gemüt. Aber dass Rennen um Rennen abgesagt wird, macht auch Jolanda Neff, der Weltnummer eins im Mountainbike, zu schaffen. Sie ist Profi. Ein substanzieller Anteil ihres Einkommens sind Preisgelder und Prämien. Am Samstag wollte sie sich für die Strassen-WM qualifizieren. Auf einer Strecke, die wie geschaffen ist für sie. Aber die Schweizer Meisterschaft auf dem WM-Parcours im Unterwallis und im Kanton Waadt findet wegen der Coronapandemie nicht statt. «Strassenrennen sind nicht meine erste Disziplin. Aber ich war sehr traurig und enttäuscht, als die WM abgesagt wurde. Niemand rechnete damit, nicht einmal der internationale Verband», sagt die 27-jährige Neff, die schon dreimal an der Strassen-WM teilnahm und auch das olympische Rennen in Rio bestritt.Keine Entschädigung für KurzarbeitDie Absage der Strassen-WM beschäftigt Neff, denn auch mit dem Mountainbike gibt es für sie derzeit kaum Startgelegenheiten. Es wäre eine Heim-WM gewesen. Das ist immer speziell. «Und auf der ganzen Welt gibt es keine Strecke, die so auf mich zugeschnitten ist. Ich habe sie schon abgefahren und hätte wohl gute Chancen gehabt», sagt die aus Thal stammende Neff. Besonders angetan war sie vom vier Kilometer langen Anstieg mit Steigungsprozenten im zweistelligen Bereich.Das WM-Strassenrennen der Frauen hätte am 26. September stattgefunden. «Mit einer Ausnahmebewilligung des Bundes hätte man die WM doch sicher durchführen können. Es wären ja nur noch wenige Tage gewesen bis zum Oktober, wenn wieder mehr Zuschauer zugelassen sind. Es hätte sicher genug Möglichkeiten gegeben, um die Sicherheit zu gewährleisten.»Neff kommt sich vor wie eine Arbeitslose, die gerne ihrem Job nachgehen würde. «Nichts würde ich lieber machen, als Rennen zu bestreiten», sagt sie. Neff hält im Internet Ausschau nach Startgelegenheiten, meistens vergeblich. Entschädigung für Kurzarbeit erhält sie als Profisportlerin nicht. Die Hoffnung auf einen goldenen HerbstErst Anfang Oktober sollte es möglich sein, wieder im Weltcup zu starten. In Tschechien, wo die Coronalage ruhig ist, sind zwei Rennen angesagt. «Hoffen wir, dass es so bleibt.» Auch eine WM steht noch auf dem Programm. In Leogang in Österreich, wo Neff 2012 zum ersten Mal Weltmeisterin wurde. In einer Epoche, als sie noch nach Lust und Laune Wettkämpfe bestreiten konnte. Lichtblick im TessinEin Titelkampf im eigenen Land steht Jolanda Neff wohl doch noch bevor. Mitte Oktober soll im Tessin die Mountainbike-EM stattfinden. Sogar mit einigen Zuschauern auf dem Gelände. Also keine Geisterrennen. «Als vierfache Europameisterin wäre es besonders schön, den Titel aus dem Vorjahr auf Schweizer Boden zu verteidigen», sagt Neff. Die Europameisterschaften hätten im Mai in Österreich stattfinden sollen, wurden aber ebenfalls abgesagt.  

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