19.10.2022

Sie kauften eine Halle voller Sachen

Zwei Altstätter Kollegen wollten zwei gebrauchte Autos kaufen und haben nun so viele Sachen, dass sie einen Flohmarkt durchführen können.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Angefangen hat die Geschichte damit, dass ein Kollege ein Töffli suchte. Der 24-jährige Sandro Steiger hatte gerade selbst eines erworben und überliess es dem Suchenden zum Selbstkostenpreis. Steigers Motto: «Aus etwas Gutem wird ja wieder etwas Gutes.» Die Annahme erwies sich umgehend als richtig. Der Bekannte hatte einen guten Tipp. Er wusste von Waren in einer Halle im Appenzellerland, einem Nachlass. Auch zwei Autos stünden dort, erklärte er.Am Fiat und am Smart interessiertDie Autos weckten das Interesse der beiden Kollegen Sandro Steiger und Joël Eugster. Sie waren ab der 2. Sek in der gleichen Klasse und studieren nun gemeinsam Wirtschaftsingenieur an der Ostschweizer Fachhochschule. Sie haben, obwohl erst seit wenigen Jahren im Besitz des Führerausweises, schon einige Autos besessen und weiterverkauft, nun also sollten ein Fiat von 2014 (mit erst 16000 km auf dem Tacho) und ein Smart von 2017 (mit 5000 km) dazukommen. Joël Eugster und Sandro Steiger informierten sich über die Autos, ihren ungefähren Wert und unterbreiteten ein konkretes Kaufangebot.Schneefräse, Chläuse und MulchmaschineAls sie die Halle, in denen die Autos standen, erstmals betraten, staunten sie. Der Raum war vollgestopft mit Schachteln. Eigentlich waren die Altstätter bloss wegen der Autos gekommen, doch sie warfen einen Blick in einige der Kartons, ohne den Inhalt einer genauen Prüfung zu unterziehen oder genau im Bild zu sein, was die Schachteln alles enthielten. Der frühere Besitzer muss eine Art Trödlerladen gehabt haben, jedenfalls hatten die beiden Kollegen ein buntes Sammelsurium vor sich, eine Art Wundertüte. Ausserdem gehörten mehrere grosse Stücke zum beachtlichen Fundus – lebensgrosse, musikalische Samichläuse, eine Schneefräse oder grosse Spiegel. Über die Mulchmaschine sagt Joël Eugster sogleich: «Für 3600 Quadratmeter in einer Stunde.» Die beiden Kollegen sind über ihr aussergewöhnliches Sortiment gut informiert.Alles mit vier Fahrten nach Altstätten gebrachtJoël Eugster und Sandro Steiger hatten sich spontan entschieden, nicht nur die zwei Autos zu erwerben, sondern auch den ganzen Rest nach Altstätten zu karren. Ohne die Ware im Detail zu kennen, nannten sie einen Pauschalpreis – und griffen zu. In einem VW-Bus mit Anhänger fuhren sie viermal vom Appenzellerland ins Rheintal, wo nun ausser den erwähnten Sachen auch viele kleinere Artikel in einem zuletzt leer stehenden Ladenlokal ihr vorübergehendes Zuhause gefunden haben. Zum Sortiment gehören etwa Porzellan- und Tierfiguren, Geschirr, das Ölbild eines unbekannten Künstlers, eine Waage, ein alter Kochtopf, genormte Butterformen, ein Butterfass und reichlich Schnickschnack. Sollten die Indianerfiguren keine Abnehmer finden, hätten Joël Eugster und Sandro Steiger als Mitglieder der Gugge Lavaria zufällig Verwendung: Am grossen Jubiläumsfest der 50-jährigen Gugge am 11. und 12. November in Lüchingen wird auch ein Saloon-Zelt aufgestellt sein, wo die Figuren als Dekoration gewiss gut passen würden.Das Sortiment wird «ausgeschmückt»Joël Eugster und Sandro Steiger haben Freude an den vielen Sachen. Statt viel davon entsorgen zu müssen, führen sie einen Flohmarkt durch und hoffen, auch anderen eine Freude zu machen. Die Textilien, vor allem neue Hemden und T-Shirts, zum Teil in der Originalverpackung, verschenken die beiden. Eine Bekannte, die öfter für Kenia spendet, wird die Sachen selbst in das ostafrikanische Land bringen. Den Flohmarkt veranstalten die beiden Kollegen dieses Wochenende (Frei­tag ab 16 Uhr, Samstag von 9 bis 17 Uhr) an der Paula-Mattle- Strasse 1 (hinterm «Lindenhof»), wo bis vor einigen Monaten Würth mit einem Handwerker-Shop vertreten war. Ihren Flohmarkt werden Joël Eugster und Sandro Steiger mit Besonderheiten aus ihrem Privatbe­sitz «ausschmücken», wie Joël Eugster es nennt. Neben einem Traktor Bürer spezial von 1963 werden zwei Solex, eine Vespa, eine BMW R24 mit Baujahr 1954 und ein Menzi-Muck-Anhänger im Menzi-Gelb von 1965 vorzufinden sein.

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