15.10.2019

Sie geben Rassismus keine Chance

In einem interkulturellen Projekt setzen Jugendliche auf gemeinsame Aktivitäten, um sich besser kennenzulernen.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
«Habt keine Hemmungen und kommt einfach her», sagt Francesco Knecht vom Projektteam, «jede neue Person ist eine Bereicherung für die Gruppe.» Der 16-jährige Rebsteiner ist zusammen mit dem 22-jährigen Heerbrugger Ibrahim Youssif Mohammed Teil von «Check Stoffel3 – Interkultureller Treffpunkt am Sonntag», einem Anti-Rassismus-Projekt von Jugendlichen für Jugendliche.Vom Workshop zum ProjektBegonnen hat alles mit dem Workshop «Fremde unter uns – Begegnungen mit Flüchtlingen» der Fachstelle Integration Rheintal. Im Rahmen der Aktionstage gegen Rassismus ermöglichte Carmelita Boari den Schülerinnen und Schülern der Kanti Heerbrugg im März 2019 persönliche Begegnungen mit jungen Flüchtlingen. In Gesprächen und Spielen ist ein Verständnis dafür entstanden, warum Menschen Risiken eingehen, ihre Heimat verlassen und migrieren. «Mir war nie bewusst, wie schwer und lang eine Flucht sein kann», sagte Jamie Moser und Sarah Roth ergänzt: «Für mich sind Flüchtlinge keine Fremden mehr.»Aus den Projekttagen entwickelte sich bei den Jugendlichen der Wunsch nach einem weiterführenden, eigenen Projekt. Sie wandten sich an die Fachstelle Integration. Noch im April trugen sie erste Ideen zusammen und besprachen sie. Jamie Moser, Sarah Roth, Ibrahim Youssif Mohammed, Rashid Hatami, Sina Didi, Hamid Yazdani und Bella Glinski waren federführend bei der Gestaltung des Projekts. Nach der ersten Sitzung im April folgten weitere Treffen im Mai und Juni. Waren Programmpunkte und Aktivitäten schnell gefunden, blieb die Suche nach geeigneten Räumen schwierig. Im selben Zeitraum suchte das Jugendnetzwerk SDM nach neuen Projekten und Ideen für den gerade umgebauten Jugendkulturraum Stoffel3 in Widnau. Begeistert von der Idee und dem Engagement der Jugendlichen und jungen Erwachsenen stellte das Jugendnetzwerk SDM den Jugendkulturraum zur Verfügung.Eine Plattform, um sich kennen zu lernen«Das Projekt bringt verschiedene Kulturen zusammen», sagt Ibrahim Youssif Mohammed, «Jugendliche und junge Erwachsene lernen sich kennen und tauschen sich aus.» Das Projekt sei unverbindlich, niederschwellig und biete den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, sich einzusetzen und dabei zu erfahren, dass sie etwas bewirken könnten. «Wir sprechen über alle möglichen Themen», sagt Francesco Knecht, «über Alltägliches, was uns beschäftigt und Kummer be- reitet.» Für Ibrahim Youssif Mohammed, der aus Eritrea stammt, steht der Spass im Mittelpunkt: «Wir treffen uns in entspannter Atmosphäre ohne Konsumzwang, haben Spass und erleben mit Freunden schöne Momente.» Trotz Altersunterschieds und verschiedener Biografien verfolgen alle dasselbe Ziel, nämlich mit interessanten Unterhaltungen und spannenden Freizeitaktivitäten gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen.Unterstützung durch JugendprojektwettbewerbDas Projekt wurde von den Betroffenen selbst aufgegleist. Rund die Hälfte der Initianten sind Schweizer. Ausserdem haben Jugendliche und junge Erwachsene aus Äthiopien, Eritrea, Sudan, Iran Afghanistan und Somalia geholfen, den Treffpunkt zu verwirklichen. «Bis jetzt braucht das Projekt vor allem zeitliche Ressourcen», sagt Chantale Beusch, Integrationsbeauftragte der Fachstelle Integration Rheintal, «für die längerfristige Weiterführung des Projektes, inklusive kleineren Ausflügen und regelmässigem Kochen, braucht es finanzielle Unterstützung.» Da käme ein allfälliges Preisgeld beim Jugendprojektwettbewerb gerade recht. Zusammen mit zehn anderen Teams kämpfen sie um 7000 Franken und den Einzug in den Final des 15. Interregionalen Jugendprojektwettbewerbs.Hinweis: «Check Stoffel3 – Interkultureller Treffpunkt am Sonntag» ist eines von drei nominierten Projekten aus dem Rheintal. Der kantonale Final des Jugendprojektwettbewerbs ist am Samstag, 26. Oktober, 17 Uhr, im Kinotheater Madlen in Heerbrugg. 

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