04.10.2020

Shoshi-Elf zeigt Rheinecks Grenzen

Das 2:0, mit dem St. Margrethen den FC Rheineck im Unterrheintaler Derby besiegte, ist ein vielsagendes Resultat.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Fussballgourmets waren am Samstagabend auf der Stapfenwies am falschen Ort. Beide Teams hatten in den ersten fünf Spielen weniger Punkte gesammelt, als sie wollten – und das war ihnen anzusehen.Sie spielten vorsichtig, gehemmt, erstarrten teils fast in der Angst, das erste Gegentor zu bekommen. Weder Rheineck noch St. Margrethen trat oft offensiv in Erscheinung, das Duell spielte sich hauptsächlich im Mittelfeld ab. Dies, obwohl es mit einem Paukenschlag begonnen hatte: Nach 24 Sekunden gab es das erste Foul an St. Margrethens Rilind Shala. Zwölf Sekunden später stand Shala vor Rheinecks Tor, verpasste aber das Abspiel auf den freistehenden Liridon Maliqi und scheiterte an Cédric Tscherne.Später fanden sich die beiden: Shala flankte auf Maliqi, der mit einem Seitfallzieher daneben schoss (21.). Es war einer der wenigen schönen Angriffe des Spiels, sonst war beiderseits kein gepflegtes Aufbauspiel, sondern vor allem lange Bälle waren zu sehen. St. Margrethen war besser, aber auch nicht sehr konkret. So wäre in der 35. Minute fast Rheineck in Führung gegangen: Erst scheiterte Flamur Bojaxhi, dann brachte Florent Imeri den Ball nicht im Tor unter.Fünf Minuten danach fiel das erste Tor auf der Gegenseite. Ansatzlos liess Marko Zdravkovic einen Gegner ins Leere laufen, ehe er den Ball mit links zum 0:1 ins weite Eck zirkelte. Es war der spielerische Höhepunkt der ersten Hälfte.Der FC Rheineck vergabzwei sehr gute ChancenNach der Pause änderte sich wenig. Auffällig war, wie emotionsarm das Duell über die Bühne ging: Es war ruhig, es gab (abgesehen von der Schlussviertelstunde) fast keine strittigen Szenen. Immerhin gab es etwas mehr Chancen. Eine davon hatte St. Margrethens Rijad Abazi, der allein vor dem glänzend reagierenden Tscherne vergab (65.). Später tat es ihm der eingewechselte Nurkan Ibrahimi gleich, indem er kläglich scheiterte. Doch auch Rheineck hatte gute Chancen. An beiden war Offensivakteur Ernis Spahiu, der beste Rheinecker, beteiligt. Die erste hatte Manuel Baumann, der von der Strafraumgrenze aus abzog und knapp daneben schoss. Die zweite gehörte Rafael Bucheli. Er scheiterte nach einem Gewirr im Sechzehner an Fabio Staudacher. Dieser zeigte im ganzen Spiel nur diese Parade – sie war mitentscheidend dafür, dass die Gäste das Spiel gewannen. Denn in der 93. Minute machte Nurkan Ibrahimi mit seinem Tor alles klar.Mit dem 2:0 zeigte St. Margrethen, wo Rheinecks Grenzen sind: Der FCR ist offensiv harmlos und defensiv verwundbar. Die Statistik untermauert das, ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Teams ist auch die Breite im Kader. St. Margrethen konnte Leistungsträger wie Eris oder Nurkan Ibrahimi einwechseln, während bei Rheineck ein Dreifachwechsel nach einer Stunde nicht das einbrachte, was Trainer Andy Giger sich erhoffte. Nach diesem Spiel ist klar: Rheineck steht eine sehr schwierige Saison bevor. Wo St. Margrethens Reise hinführt, ist unklar – die launische Diva des Rheintaler Fussballs hat aber wieder gezeigt, Potenzial für mehr als den Abstiegskampf zu haben.2. Liga, Gruppe 1Rheineck – St. Margrethen 0:2 (0:1)Stapfenwies – 250 Zuschauer.Tore: 40. Zdravkovic, 94. N. Ibrahimi.Rheineck: Tscherne; K. Hajrullahu (61. Blen. Ibrahimi), Chiarello, F. Maliqi (86. Lleshi), Vasic; Imeri, Aliu, Bler. Ibrahimi (61. Baumann), L. Ibrahimi; Spahiu; Bojaxhi (61. Bucheli).St. Margrethen: Staudacher; Sinani, Shoshi, Forgia (82. Eris), Axhija; Lütolf, Cetinkaya, Abazi (70. Sarac); Shala (61. N. Ibrahimi), Zdravkovic (87. L. Hajrullahu); L. Maliqi.Gelbe Karten: 33. Shala, 50. Axhija, 56. Spahiu, 73. L. Maliqi, 81. Forgia, 91. L. Hajrullahu.Die BestenMarko ZdravkovicBesart ShoshiErnis Spahiu Kasten:Shoshis Heim-AuswärtssiegKein Rheinecker hatte eine so kurze Anreise wie St Margrethens Trainer Besart Shoshi. Er hätte das Spiel von der eigenen Terrasse aus verfolgen können, wenn er als Trainer von der Bank verbannt worden wäre, denn er wohnt direkt neben der Stapfenwies. Doch Shoshi blieb: Einerseits gilt er als ruhiger Zeitgenosse, andererseits stand der Trainer während 90 Minuten selber im Einsatz. «Ich war nach 70 Minuten platt», sagte Shoshi. Er war in den letzten Spielen verletzt, erst in Rheineck griff er selber wieder ins Geschehen ein. Er tat es wie gewohnt: Mit gutem Stellungsspiel und der Gabe, so zu antizipieren, dass er gar nicht in heisse Zweikämpfe gerät. Shoshi spielte souverän, war einer der besten St. Margrether.«Wir haben dieses Jahr nicht mehr den Fehler gemacht, Rheineck zu unterschätzen», sagte Shoshi, darauf ansprechend, dass sein Team vor einem Jahr hier 0:3 verlor. Er sprach von einem verdienten Auswärtssieg, dem der Makel anhaftete, dass St. Margrethen den Sack zu spät zugemacht habe. Sein Team hat nun nach sechs Spielen acht Punkte. «Der Saisonstart entsprach nicht dem, was wir uns erhofften. Aber langsam finden wir in die Spur und zeigen unsere Qualität», sagte Shoshi. (rez) 

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