05.11.2018

«Shoppen ist nicht mein Ding»

Burkhard Dünser ist Geschäftsführer des Messeparks in Dornbirn. Ein Viertel seiner Kunden kommt aus der Ostschweiz. Im Gespräch verrät er, dass er selbst lieber Motorrad fährt als einzukaufen.

Von Christina Vaccaro
aktualisiert am 03.11.2022
Die Einkaufsgewohnheiten der Menschen in der Region machen auch vor der Grenze nicht Halt. Burkhard Dünser spricht darüber, was den Messepark zum Anziehungspunkt macht.Braucht der Messepark die Schweizer oder brauchen die Schweizer den Messepark? Burkhard Dünser: Beides (lacht). Der Messepark ist natürlich auch deshalb so erfolgreich, weil ein Viertel unserer Kunden aus der Schweiz kommt. Der Schweizer Kunde kommt regelmässig, schätzt unser Angebot und auch die vignettenfreie Anreise über Au. Er kann pro Person bis zu 300 Franken Ware abgabefrei in die Schweiz nehmen und erhält ab 75 Euro die Mehrwertsteuer zurück. Zudem ist der Frankenkurs bereits länger sehr hoch.Aus welcher Region kommen die Schweizer? Hauptsächlich aus dem Schweizer Rheintal und dem Raum St. Gallen/Rorschach. Was kaufen Schweizer besonders gerne ein? Lebensmittel, hier vor allem Fleisch. Das kostet bei uns etwa die Hälfte des Schweizer Preises. Und dann geht es quer durch die Regale, von Sportgeräten über Schmuck und Elektronik. Vor allem sind die Schweizer an höherwertigen Produkten interessiert, nicht zuletzt auch dank der Rückerstattung der Mehrwertsteuer.  Was lockt die Schweizer, abgesehen von Ersparnissen der Geldbörse, noch in den Messepark? Die Dornbirner Innenstadt mit ihrem Markt am Mittwoch und Samstag wird besonders hervorgehoben. Die Kombination aus erlebnisreicher Stadt mit dem Messepark als attraktivem Einkaufszentrum macht uns schon sehr erfolgreich und hilft sowohl dem Messepark als auch der Innenstadt Dornbirns.Dem Messepark wird häufig vorgeworfen, er würde der Innenstadt die Kunden wegnehmen. Das völlig zu Unrecht! Wir sehen uns als Leuchtturm, der ein Gebiet von 1,5 Millionen Einwohnern bewirbt. Das sind alle, die innerhalb einer Autostunde den Messepark erreichen – Raum Ostschweiz, Süddeutschland bis über Ravensburg hinaus, Liechtenstein. Die Menschen fahren zu uns und besuchen bei der Gelegenheit auch noch die Stadt, den Bregenzerwald oder vielleicht das Montafon. Bei der Messekreuzung gibt es oft Staus. Wie sieht es mit der Verkehrspolitik aus? Seit drei Jahren fährt ein Bus regelmässig von Gaissau und Heerbrugg über Lustenau und den Messepark in die Dornbirner Innenstadt. Meines Wissens wird dieser Bus sehr erfolgreich genutzt. Über fünfzehn Prozent unserer Kunden kommen jetzt bereits mit den öV – das möchten wir weiter erhöhen.Wie möchten Sie das tun? Wir wollen verstärkt in unserer Werbung darauf aufmerksam machen, wie einfach wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Am 8. Dezember bezahlt der Messepark gemeinsam mit der Dornbirner Innenstadt und dem Stadtmarketing den Stadtbus dafür, dass er am österreichischen Feiertag fährt. Fürchten Sie ein ähnliches Schicksal, das etwa dem Rheinpark widerfahren ist, der einst von Österreichern fleissig besucht wurde? Wir sind glücklicherweise nicht nur von den Schweizern abhängig. Der Euro liegt im Moment bei 1.15 Franken. Und wir sind durchschnittlich im Lebensmittelbereich um etwa 20 Prozent günstiger, da kann mit dem Franken noch relativ viel passieren, ohne dass es uns allzu sehr weh tun wird. Selbst wenn der Euro wieder auf 1.50 Franken steigen würde, blieben wir weiterhin attraktiv für Schweizer Kunden.Gehen Sie persönlich gerne einkaufen? Ich bin ganz offen und ehrlich: Ich bin kein Einkäufer und wäre nicht unbedingt der Kunde, mit dem der Messepark oder andere Geschäfte reich werden würden (lacht). Ich bin ein Bedarfskäufer.Was tun Sie lieber? Ich sitze lieber auf dem Motorrad, Punkt eins. Punkt zwei unternehme ich lieber etwas mit meiner Familie, fahre Fahrrad oder gehe schwimmen.Was für eine Rolle spielt nachhaltiger Konsum für den Messepark? Eine sehr grosse Rolle. Nachhaltigkeit in allen Richtungen, auch wenn wir als Messepark nur in gewissen Bereichen etwas dazu beitragen können. Wir sind schon seit über zehn Jahren bei Ökoprofit dabei, waren das erste Einkaufszentrum in Österreich, das nach Ökoprofit umweltzertifiziert ist, und setzen verschiedenste Ökoprojekte um. Wir haben beispielsweise die wasser­losen Urinale eingeführt, die Heizung und den Stromverbrauch optimiert, beziehen zu 100 Prozent Ökostrom. Nächstes Jahr im Frühjahr werden wir eine grosse Photovoltaikanlage installieren. Auch die Geschäfte in unserem Haus gehen in diese Richtung und wollen, wie zum Beispiel der Mediamarkt, von Plastiktüten weggehen. Machen Sie Ihren Job gerne? Auf jeden Fall. Ich bin seit 32 Jahren beim Messepark, während der Bauphase eingestiegen und habe die Eröffnung sowie Höhen und Tiefen erlebt. Seit 1999 bin ich Geschäftsführer und mache das mit Leib und Seele. Der Messepark ist wie ein zweites Zuhause für mich. Stichwort Messepark-Erweiterung. Wie ist der Stand? Die Politik erfüllt unseren Wunsch nicht. Wir kämpfen dagegen an und geben nicht auf. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Da würde mir vieles einfallen. Ich bin in einigen Sozialvereinen tätig, die behinderten Kindern helfen oder zum Beispiel in Indien ein Spital aufbauen. Was mich immer sehr betrübt, sind Kinder, die hungern müssen. Ich wünsche mir, dass es kein Kind mehr gibt auf dieser Welt, das hungern muss.

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