24.08.2022

Shaqiri, der Jugileiter

Blerim Shaqiri hat erst als Lehrling mit Fussballspielen begonnen; beim STV Altstätten betreut er als Jugileiter seit drei Jahren die kleinen Buben.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Seinem berühmten Namensvetter Xherdan Shaqiri hat er schon öfter im Stadion zugeschaut. Als besonderes Erlebnis ist dem 29-jährigen Lüchinger ein Match an der Europameisterschaft von 2016 in Erinnerung; die Schweiz besiegte Albanien 1:0. «Gänsehaut pur» habe er bei diesem Spiel bekommen, eine einzigartige Stimmung habe geherrscht, eine Atmosphäre unter den Fans, wie sie besser nicht hätte sein können. Ob Schweizer oder Albaner, die zwei Fangemeinden hätten eine homogene Einheit gebildet, sagt Blerim Shaqiri anerkennend.Erst als Lehrling dem FC beigetretenEr selbst sieht sich nicht als begnadeten Fussballer. Nachdem er ab dem sechsten Lebensjahr beim STV Altstätten geturnt hatte, trat er erst als Automechaniker-Lehrling dem Fussballclub bei – weil die meisten Kollegen dort spielten und auch er dabei sein wollte. Ehrgeizig sei er gewesen, so dass er zwar Stammspieler geworden sei, doch allzu lange währte seine Freude nicht. Anders als er selbst, sind die Kollegen immer noch beim FCA, sein Bruder Besim ebenfalls. Zu seinem eigenen Erstaunen sei in jüngster Zeit die Lust auf Fussball neu erwacht, bemerkt Blerim Shaqiri. Er erwägt die Rückkehr auf den Rasen.Freundlich habe ihn der Turnverein bei seiner Rückkehr aufgenommen und ihm eine Leiterfunktion anvertraut. Die Arbeit mit dem Dutzend kleiner Buben sei zwar anspruchsvoll, bereite aber Spass.Erstmals Glück bei einer LotterieBlerim Shaqiri hat bewegte Monate hinter sich. Beim Kauf einer Brille beteiligte er sich an der Altstätter Igea-Glücksstern-Aktion – und gewann prompt den Hauptpreis, einen 3000-Franken-Gutschein für ein E-Bike. Er staunte: Zuvor hatte er nie etwas gewonnen. Kurz darauf, im Fe­bruar, erhielt er seinen Schweizer Pass. Als Erster der Familie ist Blerim Shaqiri eingebürgert worden. Somit stimmt es nicht mehr ganz, wenn er schalkhaft meint, er sei «im Kanton der einzige Jugo», der als Prüfungsexperte beim Strassenverkehrsamt tätig sei.Nach der Lehre als Automechaniker hat Blerim Shaqiri sechs Jahre bei einer Garage in Berneck gearbeitet und drei Jahre in der Werkstatt von Rheintal Bus. In dieser Zeit begann er mit der Ausbildung zum Diagnostiker an der Höheren Fachschule in St. Gallen. Seit sieben Monaten arbeitet er bei der Prüfstelle Buriet, wo er pro Tag zwei Dutzend Autos und Anhänger kontrolliert. Bestimmt einmal am Tag spricht jemand ihn auf seinen Namen an.Manche Kunden ahnen richtig: «Ich bin sicher nicht der Erste, der Sie auf den Namen anspricht.» Andere fragen, ob er mit Xherdan Shaqiri verwandt sei, und gerade eben habe jemand lachen müssen, als er sich mit Shaqiri vorgestellt habe. In seinem Repertoire der Entgegnungen hat Blerim Shaqiri Sätze wie diesen: «Ich habe etwas Besseres gelernt als Xherdan.»Bald diplomierter VerkehrsexperteAuf die vom Strassenverkehrsamt ausgeschriebene Stelle waren der Lüchinger und ein Kollege eines Sonntags gestossen, als sie gemeinsam lernten. Der Kollege habe ihn ermuntert, sich zu bewerben, doch er habe nicht an den Erfolg geglaubt – «bei meinem Namen».Mit 19 war er zum ersten Mal in der Prüfstelle Buriet. Damals führte er ein Kundenfahrzeug vor und war nervös. Er sah dem Experten zu und fand, das sei «ein guter Job». Die Chance, ihn zu bekommen, hielt er aber nicht für realistisch. Inzwischen hat er die Seite gewechselt und ist glücklich: Ihm gefällt die neue Arbeit sehr. Ab September wird er als Verkehrsexperte di­plomiert sein.Blerim Shaqiris besonderes Interesse gilt Oldtimern. Auch sie kontrollieren zu dürfen, setzt eine sogenannte Veteranenausbildung voraus. Er selbst nennt einen BMW 21 mit Baujahr 1977 sein Eigen; dieses Fahrzeug wird von ihm gerade aufbereitet. Was er ebenfalls geniesst, ist ab und zu ein Ausflug auf der Harley Davidson.Xherdans Wurzeln liegen in GjilanBlerim Shaqiris Wurzeln liegen in Südserbien, in Preševo, einem Ort, der nur wenig grösser als Blerim Shaqiris Geburtsort Altstätten ist. Etwa 90 Prozent der Bevölkerung spricht albanisch. In der Nähe lebten sicher drei Familien, die ebenfalls Shaqiri heissen, doch mit ihnen sei er nicht verwandt, bemerkt der 29-Jährige.Mehr verbreitet sei sein Nachname im nahen Kosovo, wo der begnadete Schweizer Nati-Mittelfeldspieler herstammt. Blerim Shaqiri weiss, dass die Vorfahren seines berühmten Namensvetters in Gjilan lebten. Insofern sind sich die beiden Namensvetter in gewisser Weise sogar nahe: Gjilan liegt von Preševo nur 30 Kilometer entfernt.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.