«Ich habe Glück», sagt Shaleen Mastroberardino. «Glück, dass alle Mitarbeitenden in der Verwaltung und der Gemeinderat hinter mir stehen und wir somit am gleichen Strang ziehen.» Allerdings ist neben Fortuna auch der Führungsstil und die Persönlichkeit der Berneckerin massgebend für ihre breite Akzeptanz – sowohl im Gemeinderat als auch in der Bevölkerung, heisst es in einer Medienmitteilung der Rheintaler Kulturstiftung.
Sie führe relativ straff, aber fair, sagt sie von sich selbst. «Ich möchte nicht kontrollieren, sondern entwickeln, die Leute befähigen; ich möchte, dass sie mitdenken und Verantwortung übernehmen.» Als Lehrmeister nennt sie ihren Vorgänger Bruno Seelos, der seit Frühling 2023 als Gemeindepräsident von Widnau amtet.
Freude an Herausforderungen
Seit Sommer 2023 ist Shaleen Mastroberardino gewählte Gemeindepräsidentin von Berneck, seit Januar 2025 Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung und somit Nachfolgerin von Christa Köppel.
Wo finden sich kulturelle Interessen im Leben der 34-Jährigen? «Ich lese extrem gerne und viel.» Insbesondere haben es ihr Biografien angetan, etwa über Mahatma Gandhi, «Wüstenblume» von Waris Dirie oder Bücher von Jürgen Todenhöfer.
Beim Lesen kann ich abschalten, wegtauchen.
Auch Gerichtsentscheide gehören zu ihrer regelmässigen Lektüre – «um als Rechtsagentin meinen Wissenstand zu halten und zu verbessern.»
Den Kulturkompetenzen des Stiftungsrates vertrauen
Vor ihrer neuen Aufgabe in der Rheintaler Kulturstiftung habe sie Respekt. Als Gast bei den Sitzungen im vergangenen Jahr habe sie den Stiftungsrat und die Geschäftsleitung kennengelernt. Das habe sie ermutigt, das Amt als Stiftungsratspräsidentin anzunehmen. Ihre Funktion sieht sie in erster Linie in der Sitzungsleitung.
Inhaltlich könne sie sich auf die Kolleginnen und Kollegen im Stiftungsrat stützen, die Erfahrungen aus praktisch allen Kultursparten mitbringen. Zwar kenne sie sich im breiten Spektrum des Kulturschaffens noch nicht so gut aus, aber es interessiere sie sehr. «Ich habe einen hohen Anspruch an mich, will wissen, will lernen, will vorbereitet sein. Und ich freue mich auf diese neue Herausforderung.»
Werdegang mit verschiedenen Stationen im Rheintal
2021 hat sich Shaleen Mastroberardino in Berneck einbürgern lassen – ein emotionaler Entscheid «weil ich als Gemeindeschreiberin im Dorf eingebunden bin und mich hier sehr zuhause fühle.»
Aufgewachsen ist sie in Diepoldsau. Dank den zwei älteren Brüdern lernte sie früh, sich zu wehren und durchzusetzen. Sie spielte leidenschaftlich Fussball mit den vielen andern Kinder, die wie sie in einem Wohnblock aufgewachsen sind. Von ihren Eltern bekam sie Gleichberechtigung und gegenseitige Wertschätzung als selbstverständlich vorgelebt. Nach der Sekundarschule absolvierte sie eine Lehre als Kauffrau bei der international im Industrie- und Medizinbereich tätigen Firma SFS Group Heerbrugg und bekam dabei auch vertiefte Einblicke in technische Bereiche.
Gleich nach Lehrabschluss holte sie die Berufsmatura nach. Sie habe damals bereits gewusst, dass sie sich im Rechtswesen weiterbilden wolle. Erst aber arbeitete sie während sechs Jahren in der Automobilbranche bei Jansen in Oberriet, dann für kurze Zeit in Diepoldsau in einer Unternehmung, die Weinkapseln herstellt. Rechtsfragen begleiteten sie zunehmend und so entschied sie sich für die Zweitausbildung zur Rechtsagentin an der höheren Fachschule. Noch während des Studiums, das sie im Herbst 2020 abschloss, bemerkte sie die Stellenausschreibung der Gemeinde Berneck, bewarb sich und konnte als frisch patentierte und diplomierte Rechtsfachfrau als Gemeindeschreiberin starten.
Der Wechsel von der Privatwirtschaft in die Verwaltung mit Übernahme einer Führungsposition sei eine grosse Herausforderung gewesen, erinnert sie sich und ergänzt:
Solche Herausforderungen machen mir Freude und spornen mich an. Ich lerne leicht und gerne und liebe es, mich in neue Aufgaben zu vertiefen.
Die Effizienz und der Drive, den sie aus der Privatwirtschaft mitgenommen habe, tue der Verwaltung gut, ist sie überzeugt. Der Schritt zur Gemeindepräsidentin sei gar nicht mehr so steil gewesen.
Zum Ausgleich an die frische Luft mit dem Hund
Shaleen Mastroberardino und ihr Mann engagieren sich stark im Berufsleben – Sandro Mastroberardino leitet gemeinsam mit seiner Schwester die Balgacher Hemdenfirma Metzler. Arbeitshaltung und berufliche Belastbarkeit verbinden das Paar, das seit 14 Jahren zusammen ist - kennengelernt haben sie sich an der Tankstelle, wo sie während der Berufsmatura jobbte. Vor drei Jahren haben sie geheiratet. Als Ausgleich und gemeinsames Hobby lieben sie Milo, ihren Yorkshire Terrier, der sie auch regelmässig an die frische Luft bringe. Ihr Hund sei ihr Deckmantel, um zur Ruhe zu kommen, sagt Shaleen Mastroberardino. Dazu kommt einmal im Jahr eine Ferienreise.