16.09.2020

SFV-Tross zu Gast auf der Degern

Das geplante Länderspiel der U19-Frauennati in Au fällt aus. Trotzdem weilten Mannschaft und Staff im Rheintal.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Alles war angerichtet für das Spiel der Schweizer U19-Frauennati gegen Österreich. Auch das Schweizer Fernsehen war schon vor Ort und bestellte drei Meter hohe Kamerapodeste. Am Samstagmittag hätten in Au die Landeshymnen erklingen sollen. Dazu kommt es nicht: Im Team Österreich gibt es Coronafälle, die zwei Testspiele (ein weiteres war in Bregenz geplant) wurden gestrichen. Anstelle des Spiels in Au trug die U19 in Chur einen Test gegen die B-Junioren Team Südostschweiz aus.«Das ist sehr schade, viele Freunde und meine Familie wären gern nach Au gekommen und ich habe hier gute Freunde», sagt Nora Häuptle, die noch bis Ende September Trainerin der Frauen-U19 ist. Ihr gefällt ein Rahmen, wie die Auer Degern ihn geboten hätte. «Wir hätten auch im St. Galler Stadion spielen können. Aber ich bin lieber bei den Leuten, das ist viel authentischer», sagt sie. Dies biete zudem den Vorteil, dass der Schweizerische Fussballverband sich nahbar zeigen könne.Nora Häuptle traininert ein Bundesliga-TeamNora Häuptle ist 37-jährig, sie stammt aus Horn TG und lancierte ihre Karriere bei Staad. Seit zehn Jahren spielt sie nicht mehr, dafür ist die diplomierte Sportwissenschaftlerin professionelle Trainerin. Nach fünf Jahren bei der U19 zog es sie im Sommer nach Deutschland. Dort trainiert sie den SC Sand – und ist in der Bundesliga die einzige Frau, die Cheftrainerin ist. «Der deutsche Frauenfussball ist sehr athletisch und physisch, alles ist professioneller als in der Schweiz», sagt sie. Zudem sei es für sie neu, Spielerinnen aus zehn Nationen zu betreuen.Beim Training in Au – der Zusammenzug der U19 im Rheintal fand trotz der Spielabsage statt – ist nichts davon zu spüren, dass Nora Häuptle ihr Amt beim SFV bald weitergibt. Sie ist engagiert dabei, ihr Wille, die jungen Spielerinnen weiterzubringen, ist spürbar. Trotz der strengen Trainingseinheit lacht sie immer wieder mit ihnen.«Die Spitze überlebt nur, wenn die Basis stark ist»«Der Spass, die Freude an der Sache ist das Wichtigste überhaupt», sagt Nora Häuptle. Natürlich brauche es, um nach oben zu kommen, die richtige Einstellung, das richtige Mindset – aber dies entwickle nur, wer Spass am Sport habe. Diesen zu vermitteln sei die schöne Aufgabe der regionalen Fussballclubs.«Jede Karriere beginnt bei einem solchen», sagt sie. Erst danach gibt es Selektionsprozesse, Juniorenauswahlen, Super-League-Teams. Die Rolle der regionalen Vereine sei nicht zu unterschätzen. Nora Häuptle sagt: «Die Spitze überlebt nur, wenn die Basis stark ist.» Dies erlebt sie in Deutschland, wo es deutlich mehr Spielerinnen gibt als in der Schweiz.Fünf Ostschweizerinnen sind im Training dabeiDer Schweizer Frauenfussball entwickle sich dennoch gut. Der scheidenden Trainerin fällt es durchaus auch etwas schwer, die U19 zu verlassen: «Das Team ist genial, die neuen Spielerinnen, die dazugekommen sind, haben viel Talent. Dennoch muss ich loslassen, schliesslich wollte ich selber die Erfahrung Bundesliga machen.»Zu den Spielerinnen, die in Au dabei sind, gehören mit Géraldine Ess, Simea Hefti, Ardita Iseni, Serena Li Puma und Jennifer Wyss fünf Frauen, die beim FC St. Gallen-Staad in der Women’s Super League spielen. Sie finden in der Ostschweiz gute Bedingungen vor, um ihre Karriere voranzutreiben. Ihr Trainer Marco Zwyssig war früher selber sehr erfolgreich und leitet das Team ruhig. Die fünf aufgezählten Spielerinnen kommen sehr häufig zum Einsatz. Wyss etwa zieht im Mittelfeld die Fäden, Iseni hat in dieser Saison schon vier Tore erzielt.Obwohl das Team mangels erfahrener Kräfte viel zu selten punktet, scheint die Ostschweiz eine gute Basis für Karrieren im Frauenfussball zu sein. Nora Häuptle hat’s vorgemacht – und ihr grosses Wissen als U19-Trainerin der kommenden Generation vermittelt.

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