23.10.2019

Senioren lassen Denkmal glänzen

Ihr Hobby ist ein wertvoller Dienst am Schloss Grünenstein: Drei Männer pflegen die Umgebung des Schlossweihers.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Der weisse Marmorstein auf der Insel im Schlossweiher darf sich wieder sehen lassen. Ein Pilzbefall und Algen färbten ihn fast schwarz. Mit Wetzstein, Stahlbürste und einem Kärcher fegten Ernst Nüesch, Bruno Zünd und Hans Nüesch kürzlich das Denkmal und befreiten es von den Ablagerungen. Sie holten sich Tipps beim Steinmetz Roland Mettler, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Nach einigen Stunden Arbeit, verteilt auf zwei Tage, sind sie zufrieden. Die Inschrift und die Jahrzahlen sind deutlich lesbar und erinnern an den ehemaligen Schlossbesitzer Jacob Laurenz Custer. Der 1828 Verstorbene galt als Wohltäter, der sich um geistige und materielle Fortschritte im Rheintal bemühte. Die Senioren spazieren regelmässig die steile Strasse zur Schlossanlage hoch, bemerkenswerter Weise ohne Stock im Alter von 79 und 80 Jahren, und schauen nach dem Rechten. «Es ist ein Hobby für uns», sagt Ernst Nüesch. Sie möchten den Schlossweiher und die Umgebung gepflegt erscheinen lassen. Denn der öffentliche Zugang ist auch mit Problemen verbunden. Zielscheibe leerer Bierdosen  Das Schloss und der Weiher locken mit ihrem aussichtsreichen Standort zwischen Reben und Wald zahlreiche Besucher und Spaziergänger an. Die angrenzende Feuerstelle, die Sitzbank und der Tisch werden rege zum Grillieren und Spielen genutzt. Das bringt lästige Nebenwirkungen des beliebten Platzes mit sich. «Das Denkmal wird als Zielscheibe für leere Bierdosen missbraucht», sagt Ernst Nüesch. Es gebe auch Leute, die Steine oder Unrat in den Weiher werfen. «Es fehlt die Achtung vor dem Anwesen», sagt Luzia Bänziger, verantwortlich für die Verwaltung von Schloss Grünenstein.Weil es vorkam, dass private Partys ausuferten, waren auch schon Polizeieinsätze nötig und es wurden Leute weggewiesen. Umso mehr schätzt Luzia Bänziger den Aufwand der Senioren. Die Männer gewährleisten Ordnung, was eine enorme Entlastung bedeutet. Sie fischen Unrat und gefallene Herbstblätter aus dem Weiher, jäten und mähen die Insel. Als vor einigen Wochen ein ­verstopfter Abfluss Probleme machte, holten sie sich kurzerhand Hilfe von Zivilschützern, die in der Nähe beschäftigt waren. Das Denkmal putzen sie, sobald es nötig ist, das letzte Mal vor etwa vier Jahren. Zudem halten sie den Zugang zum Waldpavillon instand, der 2013 neu erstellt wurde. Anstrengendere Arbeiten führen Gartenbauer oder Forstarbeiter aus.Kein Lohn, dafür Schnaps zum Dank Für ihre Arbeit lehnen Ernst Nüesch, Hans Nüesch und Bruno Zünd eine finanzielle Entschädigung entschieden ab. «Diese Arbeit könnte man gar nicht bezahlen», sagt Luzia Bänziger. «Sie machen das mit Liebe, Aufmerksamkeit und gesundem Menschenverstand.» Zum Dank sind sie jeweils zu den Veranstaltungen auf dem Schloss eingeladen. Ausserdem zeigt sich Lorenzo Custer von der Gut Grünenstein AG erkenntlich, wenn er sich hin und wieder mit einer Flasche Grappa bedankt, die er bei Besuchen aus seiner Tessiner Heimat mitbringt. Zu Beginn ihres Engagements betätigten sich die drei Männer 2009 als Brückenbauer. Damals konstruierte der mittlerweile verstorbenen Werner Halter eine Zugbrücke aus Holz, die sie gemeinsam bauten und mit deren Hilfe sie auf die Insel im Schlossweiher gelangen können. Eine Rampe ermöglichte zudem Kleintieren wie Molchen oder Enten den Ausstieg aus dem Weiherbecken. Brückenbauer sind Ernst Nüesch, Hans Nüesch und Bruno Zünd geblieben. Sie bringen ihre lokale Identität mit dem Schloss in Verbindung und sind gemäss Luzia Bänziger ein verlässliches Bindeglied zur Bevölkerung. Denn das Schloss soll keine Hemmschwelle auslösen, es bleibt eine öffentliche Anlage, obwohl sich die gesamte Liegenschaft im Besitz der Gut Grünenstein AG befindet, die sich aus Nachfahren der Familien Custer und Schindler zusammensetzt. Die Senioren wollen ihr Hobby der Unterhaltspflege weiterhin ausführen, solange sie gesundheitlich dazu in der Lage sind. Gleichzeitig denken sie längerfristig und erwähnten gegenüber Luzia Bänziger, bald Nachfolger zu suchen. 

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