Darüber, wie wir alle schwankten zwischen widerstreitenden Gefühlen: «Wird schon nicht so schlimm werden», und: «Irgendwie ist dieses Virus unheimlich und besorgniserregend.»Und heute? Seit einem Jahr beherrscht das Virus unser Leben, unsere Arbeit, fordert uns Einschränkungen ab und erlegt uns Pflichten auf. Wir leben seit einem Jahr reduziert auf uns selbst und verbringen die meiste Zeit in den eigenen vier Wänden. Wem schwere Schicksalsschläge erspart blieben, schätzt sich glücklich.Ich setze seit geraumer Zeit auf die sogenannten «kleinen Fluchten»: Das kann die Netflix-Serie «Timeless» sein, die mir erlaubt, mit den zeitreisenden Protagonisten zu Charles Lindbergh, Al Capone oder Marie Curie zurückzukehren. Einzutauchen in Vergangenes kann durchaus unterhaltsam sein. In Quiz-Manier fragt man sich selbst: «Wie hiess der Staatsanwalt, der die Verurteilung Al Capones bewerkstelligte»? Erhielt Marie Curie nicht einen Nobelpreis? Und, wenn ja, in welchem Fach?Weitere kleine Fluchten ergeben sich ganz einfach, indem man einen Karton öffnet mit Fotos und Prospekten längst vergangener Reisen. Seit gestern beispielsweise stehen die Regionen Kärnten, Friaul und Toskana auf der Risikoliste des BAG. Wie tröstlich, stellt man fest: «Da war ich schon!» Um dann doch jedes Foto genau zu betrachten, sich an das Restaurant in der alten Mühle im Friaul zu erinnern, an den Wirt, der Gitarre spielte, und an den Rotwein. Sind wir ehrlich: Die kleinen Fluchten mögen tröstlich sein, aber sie sind auf Dauer nicht genug.