15.03.2021

Seitenblick: Was für ein Jahr

Schon länger waren deine Vorboten zu sehen. Es wäre gelogen, zu behaupten, ich hätte nichts von deinem Kommen gemerkt.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Obwohl die Anzeichen klar und eindeutig waren, wollte ich es nicht wahrhaben. Ich konnte es nicht begreifen, wusste nicht, wie mir geschieht. Gedanken schossen wild durch den Kopf, es fühlte sich an, als ob mir der Boden unter den Füssen entrissen wird. Nicht nur ich, sondern die ganze Welt schien durchzudrehen. Angst und Sorge machten sich breit. Und auch mein Alltag wurde ordentlich durcheinandergewirbelt.Rückblickend wäre genug Zeit geblieben, uns vorzubereiten und zumindest Hilfe und Unterstützung zu organisieren. Doch ich war paralysiert und nicht mehr handlungsfähig. Meine Wahrnehmung wurde von einem einzigen Gedanken monopolisiert: Was geschieht da? Und wie werden wir das alles überstehen?Ich blendete alles um mich herum aus, konzentrierte mich auf meinen Alltag. Meine Frau gab mir Halt. Gemeinsam würden wir alles durchstehen. Doch haben wir deine Kraft unterschätzt, konnten deinen Einfluss auf unser Leben nicht erahnen und waren auch deshalb völlig überwältigt von deiner Macht.Als du vor einem Jahr mit aller Wucht in unser Leben gekommen bist, war es um mich geschehen. Es flossen Tränen. Es fehlten mir Worte. Sofort hattest du unsere volle Aufmerksamkeit. Seit einem Jahr hältst du uns in Atem, seit einem Jahr dreht sich unser Leben nur um dich. Nichts ist mehr, wie es einmal war – seit der Geburt unseres Sohnes im Frühjahr 2020.

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