13.11.2018

Seitenblick: Vergangen und vergessen?

Von Chris Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Am Sonntag vor exakt 100 Jahren sassen in einem Eisenbahnwagen nordöstlich von Paris eine deutsche und eine französisch-britische Delegation am selben Tisch. Der Erste Weltkrieg, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, war offiziell beendet. Kaum jemand konnte sich damals vorstellen, dass sich beide Nationen gerade einmal 22 Jahre später wieder im selben Waggon treffen würden, die tonangebende Macht sollte dann aber die andere sein.Weltweit war das Interesse am Armistice Day, dem Tag des Waffenstillstands von 1918, sehr gross. Eliten wie Wladimir Putin und Donald Trump folgten der Einladung des französischen Präsidenten Macron nach Paris.Auch unsere östlichen Nachbarn wurden an jenem Tag vor 100 Jahren von der Monarchie Österreich-Ungarn zur Republik. Hierzulande herrschte mit dem Landesstreik die grösste innenpolitische Krise seit der Gründung des Bundesstaates.Doch das Rheintal lässt sich kaum etwas anmerken an diesem so denkwürdigen Tag. Kaum etwas erinnert hier an den Ersten Weltkrieg. Nur die wenigsten verstehen im 21. Jahrhundert noch, was für ein einschneidendes Ereignis diese vier Jahre waren. Doch auch unsere Region war vom Krieg betroffen – selbst wenn hier nicht gekämpft wurde. Unsere Vorfahren hatten beispielsweise mit eingeschränktem Grenzverkehr und Versorgungseng­pässen zurechtzukommen. So mancher Rheintaler wurde da notgedrungen zum Schmuggler. Im verklärten Blick zurück ist das Schmuggeln schon zum Rheintaler Kulturgut hochstilisiert worden. Nicht von ungefähr schauen die Grenzer den Rheintalern noch heute gern etwas genauer in den Kofferraum.

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