08.01.2019

Seitenblick: Venus, Merkur und ich

Ich habe es wieder getan! Es war eine Sache von wenigen Sekunden, und schon war’s passiert. Es geschah so schnell, dass ich es nicht mehr abwenden konnte; wie an einem unsichtbaren Band gezogen, beugte ich mich über die Doppelseite, die sich mir aus einem Magazin heraus fast entgegenstreckte und las – mein Jahreshoroskop 2019.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
Was daran denn schlimm sei, mögen manche einwenden; das Lesen des Jahreshoroskops gehöre doch zum Januar wie Schneematsch und Hochnebel. Wer mittags noch schnell einen Blick auf sein Tageshoroskop wirft, vermag dem Tag noch eine günstige Wendung zu geben – vorausgesetzt, die Sterne sehen dies für des Lesers Sternzeichen auch vor. «Am Nachmittag wird sich für den Widder-Mann alles entspannen und er verbringt den Abend in Harmonie mit seiner Partnerin», wäre so ein positiver Kick. Jahreshoroskope sind demgegenüber ungleich komplexer. Bei mir steht zum Beispiel: «Tätigen sie grosse Investitionen im Januar oder Dezember.» Und was soll ich machen, wenn Auto und Spülmaschine im Mai und Juni den Geist aufgeben? Wer an Astrologie glaubt, wartet vielleicht bis Dezember, was mir, rein hypothetisch, nicht gefallen würde.Mein Jahreshoroskop verkündet mir ein Jahr mit «angenehmen Entwicklungen», um dann sogleich die Monate April bis Oktober(!) als «schwierige, herausfordernde Phase» auszumachen. Ja was denn nun? Wird 2019 für mich ein Sekt- oder Selters-Jahr? Ein Abgleich mit dem Horoskop des Partners offenbart darüber hinaus: Lediglich im Januar sind uns beiden die Sterne hold. Motivierend ist das nicht gerade, zumal der Januar ja bereits angezählt ist. Ich werde das neue Jahr einfach nehmen, wie es kommt, einen Tag nach dem anderen, denn: Was die Zukunft bringt, steht eh in den Sternen.

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