17.06.2019

Seitenblick: Unfreiwilliges Cabaret

Am Dienstagabend strahlt der Österreichische Rundfunk eine grossartige Sendung aus: Der erste Teil des 20-Jahr-Jubiläums der Comedy-Gruppe Maschek. Seit zwei Jahrzehnten reden drei Männer: Sie synchronisieren Videoclips aus Politik und Gesellschaft neu, legen den Akteuren Worte in den Mund und verballhornen sie so.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Am Wochenende dachte manch einer, das ORF-Programm stimme nicht, die Sendung habe schon begonnen. Dies, weil bei dem ökumenischen Grossevent «Awakening Austria» in der Wiener Stadthalle auch der im Zug von Ibiza-Gate gefallene ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz anwesend war – und dem ÖVP-Politiker von etwa 10000 Besuchern ein Gebet gewidmet wurde.Die Nachricht darüber verbreitete sich rasch, das Internet kannte keine Gnade. «Ich bete dafür, dass er ab Herbst Zeit hat, sein Studium abzuschliessen», war einer der harmloseren Kommentare. Oder: «Danach ging er über die Donau nach Hause.» Kurz bedankte sich am Event bei den Besuchern; es sei beeindruckend, dass Christen aus 45 Nationen in der Stadthalle gemeinsam beteten. Vom Segensgebet habe er im Vorfeld aber nichts gewusst.Der Anlass führte nicht nur zu Hohn und Spott, sondern auch zu Kritik – und vor allem zu Verwunderung. In der Tat zeichnen die Videos aus der Wiener Stadthalle ein etwas absurdes Bild von Religion, Politik und Gesellschaft.Maschek hätte es wahrscheinlich nicht besser gekonnt. Unterhaltungswert ist dem Ganzen jedoch nicht abzusprechen – und ich bin gespannt, was sich die Rheintaler Kandidaten im anstehenden Wahlkampf-Herbst einfallen lassen. Überrascht uns!

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