Letzten Samstag musste er endgültig raus. Unter Fluchen und Ächzen schleppte ich ihn die Treppe hinunter, quetschte ihn in den Kofferraum und warf ihn ein paar Minuten später in den Container, der bereits mit frischem Rasenschnitt gefüllt worden war: Unser Christbaum ist in der Grünabfuhr gelandet. Nicht, dass er bis im Frühsommer noch Kugeln, Engelshaar und Lametta getragen hätte – aber er stand noch immer in seiner Wohnzimmerecke und verlor mit jeder noch so kleinen Bodenerschütterung kontinuierlich ein paar Nadeln.Geplant war das freilich nicht. Unser Christbaum hätte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte überdauern sollen. Denn die Anfang Dezember noch völlig gesunde kleine Rottanne von einem knappen halben Meter Höhe war kein gefälltes und damit schon im Vorhinein zu Tode verurteiltes Exemplar, sondern ein im Topf gezogenes Bäumchen. Dieses hätte nach Weihnachten jeweils an einem schattigen Plätzchen im elterlichen Garten übersommern und vor den Feiertagen wieder ausgegraben und in die Stube gestellt werden sollen. Der perfekte Plan für nachhaltigere Weihnachten. Nur, dass fürs Verpflanzen im neuen Jahr dann doch nie wirklich Zeit blieb und der Heizkörper in der Stube dem Bäumchen ab Februar derart zusetzte, dass der Christmas tree bald zum crispy tree verkam. Nächstes Jahr kaufen wir wohl doch einen Baum aus Plastik. Länger als die Topftanne hält der allemal.