Ich hatte ihn 1996 während eines Sprachaufenthalts in Chicago kennen gelernt und wir waren schnell Freunde geworden. Nach unserer Rückkehr nach Europa – Thibaud lebte in Paris, ich in Zürich – wollten wir in Kontakt bleiben. Am besten mit diesem neumodischen E-Mail-Ding, fanden wir.In den Kellern der Universität Zürich richtete ich einen Account ein – die Anleitung dazu lag schon seit Monaten in einer Schublade – und schrieb Thibaud meinen ersten elektronischen Brief. Eine andere Adresse als seine hätte ich sowieso nicht zur Hand gehabt.Unsere Mail-Freundschaft dauerte mehrere Jahre. 1998 lud er mich an ein Spiel der Fussball-WM nach Paris ein – per Mail natürlich. Geklappt hat es leider nicht; unser Kontakt versandete irgendwann im jungen 21. Jahrhundert. – Vor Kurzem beschloss ich, online nach Thibaud zu suchen, seine Adresse hatte ich längst verloren. Ich wollte ihm schreiben. Vielleicht lag nach der Pandemie ja sogar ein Treffen drin?Ich fand ihn sofort, sein Nachname ist nicht gerade häufig. Unter einem grossen Bild von ihm stand in Französisch: «Wir verlieren», «letzte Ehre», «Blumenlieferung an». Thibaud ist am 4. Juni 2018 gestorben. Er ist 42 Jahre alt geworden.