08.04.2019

Seitenblick: Im Wartezimmer

Wie habe ich mich beeilt: Den Busfahrplan rausgesucht, die Kleider angezogen und die Zähne geputzt. Bin trotz heftiger Kopfschmerzen und leichter Übelkeit das Treppenhaus hinab auf die Strasse gestürzt und habe dank einem 100-Meter-Sprint den Bus erwischt. Schwitzend und schwer atmend stresste ich von der Busstation zum Hausarzt und legte eine Punktlandung hin.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Pünktlich zu meinem vereinbarten Termin um 16 Uhr betrat ich die Praxis.Doch statt vom Hausarzt persönlich in Empfang genommen zu werden, bittet mich eine freundliche Arztgehilfin im Wartezimmer Platz zu nehmen und zu warten. Ich trete ein und mir wird klar – da stimmt was nicht. Bin ich zu früh oder auf die falsche Zeit gekommen? Obschon ich an der Reihe wäre, sitzen im Wartezimmer noch vier andere Personen und warten auf ihren Termin. Ich grüsse in die Runde, setze mich und beginne zu rechnen: Für jede Person eine Viertelstunde Untersuchung, das macht eine Stunde Wartezeit für mich. Augenblicklich beginne ich mich zu fragen, wieso ich mich beeilt habe, um pünktlich zu erscheinen? Jedes Mal dasselbe. Und keiner meiner Freunde kennt einen Arzt, bei dem es nicht auch so ist. Woher nehmen sich die Götter in Weiss das Recht, uns Patienten permanent sitzen oder zumindest warten zu lassen? Geplagt von meinen Schmerzen, vielleicht aber auch nur vom Unmut über die ständige Warterei, entschloss ich, mich beim Verlassen der Praxis zu beschweren und eine Reduktion der Behandlungskosten um die Hälfte zu beantragen. Schön wär’s! Gedacht, aber nicht ausgeführt. Nachdem ich fünfmal länger im Wartezimmer als beim Arzt gewesen bin, verliess ich die Praxis und schwor einmal mehr, das nächste Mal den Spiess umzudrehen und zu spät zu erscheinen. 

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