02.06.2020

Seitenblick: Es wird sich nichts ändern

Jede Krise ist eine Chance, ist besonders in dieser Zeit häufig zu lesen. Wirklich? Nicht doch.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Jede Krise ist eine Chance. Dies erleben wir gerade jetzt in der sogenannten Coronazeit. Diese zwingt uns zum Nachdenken über Sein oder Nichtsein, über Tun oder Nichttun. Und das ist auch gut so, denn die Welt war vor Corona ja wirklich schlecht. Jeder Mensch denkt nur an sich, mit der Moral geht’s bachab.Nun läutert uns jedoch gottlob die Coronazeit. Wir werden sie als andere, als bessere Menschen verlassen. Wir werden über Massenkonsum und Massentourismus nachdenken, Ferien in der Schweiz machen und so das Klima schonen, weniger Fleisch essen und wieder mehr Wert auf gesunde soziale Kontakte legen und sowieso.Dies ist nicht die Meinung des Autors, sondern eine Auslegeordnung der Prognosen, die zu lesen waren. Die Coronazeit hat uns zu Philosophen gemacht. Einige gaben sich Verschwörungstheorien hin, andere strapazierten den Kaffeesatz, in dem sie die Zukunft lasen, etwas gar streng.Die ersten gelockerten Wochenenden haben gezeigt: Die blumigen Prognosen für die Welt nach Corona sind nichts als Mumpitz. Zuerst kommt für die allermeisten immer noch das Ich. Ich will etwas essen und trinken gehen; ich will Ferien machen, wo und wie ich will, und das Fleischessen lasse ich mir sicher nicht verbieten.Die Prognosen sind nichts weiter als Wünsche (und Binsenwahrheiten) von Sozialpessimisten, die in einer ausserordentlichen Lage verstärkt zum Ausdruck kommen. Doch wir wissen: Grundlegend ändern wird sich nichts. Dafür ist sich jede und jeder zu sehr am nächsten. Aber wir unterhalten uns gern darüber, wie schlecht die Welt doch ist. In einer Bar.

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