27.01.2020

Seitenblick: Eine Menschen-Person

In einem Buch, das ich vor einiger Zeit gelesen habe, wurde eine Frau gefragt: «Sind Sie eine Katzen- oder eine Hundeperson?»

Von Andreas Rüdisüli
aktualisiert am 03.11.2022
Diese Frage bekam so oder ähnlich wohl jeder schon gestellt in einer Zeit, in der Tiere auf allen Kanälen dominieren. Kaum ein Social-Media-Account, auf dem nicht Miez oder Fido gehuldigt wird (die heute natürlich Serafina oder Jacques-Sébastien heissen).Oft stehen unter dem Bild des Haustiers Sätze wie: «Wer nie ein Tier geliebt hat, weiss nicht, was Liebe ist.» Oder: «Dein Hund ist der einzige, dem du vertrauen kannst, er wird dich nie hintergehen.» Ich stelle mir dann vor, dass die Autoren solcher Sätze von anderen Menschen enttäuscht wurden. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich sind Tiere herzige und liebe Kameraden, die uns durchaus ein wenig trösten können, wenn wir traurig sind. Natürlich soll man sie gut behandeln und für ihre Gesundheit sorgen.Doch Tiere ersetzen nicht den Kontakt zu unseren Artgenossen, etwa ein gutes Gespräch mit einem Freund oder das Spielen mit einem Kind. Es gibt unzählige Menschen, die keinen besonderen Bezug zu Tieren haben, ihr Mitgefühl und ihre Liebe dafür in die Menschen investieren, die sie mögen und lieben.Darum halte ich es mit der Heldin des eingangs erwähnten Romans. Sie antwortete nämlich: «Ich glaube, ich bin eine Menschen-Person.»

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