03.11.2021

Seitenblick: Die unendliche Geschichte

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Wahrscheinlich haben Sie keine Schwäche, sondern nur Stärken. Ich würde jetzt gern sagen, da geht es mir gleich, aber, na ja. Am anspruchsvollsten ist es, jeden Abend die kleine Bürste in die Hand zu nehmen, um damit meinen Beitrag zur Znhgn zu leisten. Schon das Wort (ich hasse es) bringe ich kaum über die Lippen oder zu Papier.Zahnhygiene.Immer, wenn ich in der Praxis auf dem Stuhl klebe, um die von fremder Hand geführten Miniaturspitzhacken im Mund herumstochern zu lassen, denke ich: So muss die Hölle sein. Genau so, nur dass dort das Kratzen nie ein Ende nimmt. Natürlich haben mich in der Vergangenheit gefühlte Hundertschaften von zahnreinigenden Fachpersonen ermuntert, gebeten, bekniet und angefleht, doch bitte zu Hause selbst Hand anzulegen – was ich dann auch immer tat, aber entweder gingen die Bürsten umgehend kaputt oder die Selbstdisziplin. Die Erinnerung an die Hölle verblasst jeweils nach wenigen Tagen, und die vor dem Reinigungstermin geschwächte Lebensfreude erreicht danach raketenschnell eine neue Sphäre. Zum Glück zeichnet sich das Dentalreinigungspersonal durch eine Energie und Hartnäckigkeit aus, der sich sogar der unverbesserlichste Patient ergeben muss. So trägt der längst resignativ gewordene Zahnreinigungsversager am Ende halt doch wieder zehn Bürsten nach Hause und hofft, dass die Geschichte sich nicht ewig weiterdreht wie diese: Es isch emol än Maa gsi, dä hät än hohle Zah gha, und i dem hohle Zah hät’s äs Trückli gha, und i dem Trückli isch än Zeddel gsi – und druf isch gschtande: Es isch emol än Maa gsi ...

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