Ein Brett, ein Drehrad, farbige Figuren und Kärtchen, die Auskunft geben über grosse Erfolge oder tragische Niederlagen: Das Brettspiel für alle ab acht Jahren gibt es seit 1960.Als ich den Klassiker kürzlich seit Jahren wieder einmal in gemütlicher Runde spielte, war ich verblüfft, wie unerbittlich kapitalistisch die Spielerfinder zu Werke gegangen sind. Das Ziel des Spiels – und somit das Ziel des Lebens – ist es, möglichst viel Kohle zu scheffeln. Der Reichste gewinnt am Ende. Wenigstens zeugen die Berufe, die man im Spiel erlernen kann, von etwas Fingerspitzengefühl der Macher. Zwar gibt es Anwälte, Piloten und Wissenschaftler, aber auch Handwerkerin oder Coiffeur kann man werden – wenn man eine entsprechende Lohneinbusse in Kauf nimmt, natürlich.Wirklich hart wird das Spiel aber erst, wenn es um Kinder geht. Nicht etwa, weil diese etwas lieblos als rosa oder blaue Töggel dargestellt sind, die man in sein Auto, die Spielfigur, steckt. Auch nicht, weil die Kindertöggel bei fast jedem Zug aus dem Fahrzeug fallen und auf dem Spielbrett herumrollen. Nein, das wirklich Brutale beim «Spiel des Lebens» ist die Entscheidung, die man treffen muss, bevor man überhaupt Kinder bekommt.Die Mutter aller harten FragenDie Frage, die einem gestellt wird, lautet nämlich nicht: «Willst du Kinder haben oder nicht?», sondern man muss sich für einen von zwei Pfaden auf dem Brett entscheiden. Rechts heisst es: «Kinder»; links, als einzige Alternative, steht geschrieben: «Leben».