06.06.2022

Seitenblick: Das schlechte Gut-Wetter-Gewissen

Wie die meisten Menschen habe auch ich am Sonntag frei. Ich geniesse diesen ruhigen Tag und mache meistens einfach das, worauf ich Lust habe.

Von Alena Tschümperlin
aktualisiert am 02.11.2022
Vergangenen Sonntag sass ich am Küchentisch und arbeitete an der Vervollständigung meines neu gekauften 1000er-Puzzles. Dazu hörte ich meinen Lieblingspodcast und trank eine Tasse Kaffee.Das war genau das, was ich zu der Zeit machen wollte. Vor meinem Fenster sah ich, wie Kinder draussen spielten und das schöne Wetter genossen. «Sollte ich jetzt auch draussen sein, wo schon mal die Sonne scheint?», fragte ich mich. Sobald die Temperaturen über 20 Grad erreichen, sehen das viele Menschen als Befehl an, vor die Tür zu gehen. Ein Gefühl von schlechtem Gewissen machte sich in mir breit und ich versuchte mein Drinnen-Sein zu verteidigen, indem ich mir sagte, dass ich ja den Tag vorher draussen verbracht hatte. Am Nachmittag zogen Wolken auf und die fallenden Regentropfen wuschen mein Gewissen rein. Jetzt konnte ich allen Schlechtwetter-Tätigkeiten nachgehen, die ich vorher bereits bei gutem Wetter gemacht hatte – nur eben ohne schlechtes Gewissen. Ich setzte mich vor den Fernseher und schaute die neue Staffel «Stranger Things». Und ich fühlte mich gut dabei, meinen Tag nach meinen Bedürfnissen gestaltet zu haben.

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