Janick Rohner (30) und Sabrina Fischer (27) aus Altstätten sind seit neun Monaten unterwegs. Wie sie ihr Leben auf Reisen managen, jegliches Bünzlitum hinter sich gelassen haben und ausgerechnet Brot vermissen erzählen sie im Interview.
Ihr reist mit einem selbst umgebauten Van – weshalb habt ihr euch dafür entschieden?
Janick: Als wir uns für Südamerika als Reiseziel entschieden haben und wussten, dass wir etwa ein Jahr unterwegs sein werden, war für uns ziemlich schnell klar, dass wir möglichst frei und unabhängig reisen möchten. Das Reisen mit einem eigenen Camper bietet all das und besonders auf diesem Kontinent, wo man teilweise grosse Distanzen zurücklegt und gut auch mal irgendwo wildcampen kann, hat es super gepasst.
Wie habt ihr euch auf die Reise vorbereitet?
Sabrina: Die Vorbereitungen für diese Reise haben schon ein Jahr bevor wir los sind angefangen. Wir haben uns nach einem Camper umgeschaut und haben dann auf Facebook ein Inserat für einen VW LT 31 gesehen und schnell gewusst: Das ist unser Camper. Der Van war damals aber noch komplett leer, und wir haben ein Jahr gebraucht, um daraus unser Reisemobil zu machen.
Janick: Nun haben wir ein Zuhause auf vier Rädern mit Bett, Tisch, Sitzbank, Kleiderschränken, Hubdach, Küche, fliessendem Wasser, Solarstrom und Stauraum. Parallel zum Umbau unseres Campers haben wir mit der Reiseplanung angefangen.
Was habt ihr dabei beachtet?
Sabrina: Da haben wir zuerst auf die idealen Reisezeiten der Länder geschaut und eine sehr grobe Route erstellt. Wir haben uns um unsere Versicherungen gekümmert, uns nach Reisekreditkarten erkundet und einen Spanischkurs in Widnau besucht. Nachdem wir die Verschiffung unseres Campers, die Flüge und Sprachschule in Kolumbien gebucht haben, ging es auch schon bald los.
Wie lange seid ihr schon unterwegs?
Janick: Wir sind bereits seit neun Monaten unterwegs, gestartet sind wir Mitte Juli, als wir nach Cartagena, Kolumbien, geflogen sind. Dort haben wir bei einer Gastfamilie gewohnt und zweieinhalb Wochen einen Spanischkurs besucht. Anfang August ist unser Camper dann im Hafen angekommen, und ein paar Tage später konnten wir ihn endlich heil und unversehrt abholen und unsere Reise beginnen.
Welche Länder habt ihr bisher bereist?
Janick: Seither sind wir durch Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien gereist. Zurzeit sind wir in Paraguay unterwegs. Vor uns liegen noch Brasilien und Uruguay.
Was gefällt euch am meisten an eurem mobilen Leben?
Sabrina: Man kann an sehr vielen unterschiedlichen Orten leben und, wenn es einem gut gefällt, länger bleiben oder wenn nicht, einfach weiterfahren. Was uns beiden auch sehr gefällt, ist dass wir sehr viel Zeit draussen verbringen. Das einfache Leben ohne viel Luxus hat auch seine schönen Seiten. Diese Art des Reisens ermöglicht es uns, an wenig oder nicht touristischen Orten mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen und so einen viel authentischeren Einblick in das Leben der Locals zu bekommen.
Bringt es auch Schwierigkeiten mit sich?
Janick: Wir fahren ein ziemlich altes Auto, wenn da nie ein Problem auftauchen würde, wären wir schon fast ein wenig enttäuscht. Die bisher grössten Schwierigkeiten hatten wir in den Hochebenen und Bergen Perus und Boliviens, wo die Luft dünn ist und man sich gezwungenermassen mit dem Vergaser auseinandersetzen muss. Neue Ersatzteile für unseren Bus gibt es hier nicht. Dafür weiss man hier noch, wie man mehr oder weniger alles reparieren kann. Abgesehen von den Herausforderungen mit unserem Camper hatten wir kaum Schwierigkeiten und wenn, dann ist Hilfe genau eine Frage weit entfernt.
Gab es Momente, in denen ihr darüber nachgedacht habt, eure Reise abzubrechen?
Sabrina: Nein, damit mussten wir uns bisher nie auseinandersetzen. Für jedes Problem gibt es eine Lösung.
Vermisst ihr manchmal auch euer Zuhause?
Janick: Am meisten vermissen wir unsere Familie und Freunde und das gute Brot. Mit der Unpünktlichkeit und dem fehlenden Bünzlitum kommen wir mittlerweile sehr gut zurecht.
Wie finanziert ihr euer Leben auf Reisen?
Sabrina: Wir verpulvern einen Teil von unserem Ersparten. Die Kosten einer solchen Reise hängen stark mit den Ansprüchen zusammen. Vom Velofahrer bis zum Expeditions-LKW haben wir alles gesehen.
Habt ihr dafür euren Job und die Wohnung gekündigt?
Janick: Sabrina hat ihren Job als Primarlehrerin gekündigt und ich kann ein Jahr unbezahlten Urlaub bei meiner Firma nehmen. Unsere Wohnung haben wir gekündigt und unser ganzes Hab und Gut bei unseren Eltern im Keller und auf dem Dachboden verstaut.
Euer Tipp für alle, die ebenfalls von einer langen Reise träumen?
Janick: Just do it. Quer durch einen fremden Kontinent zu reisen, bringt einen ziemlich aus der Komfortzone heraus. Deswegen macht man das ja. Schliesslich läuft alles einfacher als gedacht. Geh davon aus, dass die Menschen im Grunde gut sind, sei freundlich und aufgeschlossen. Es hilft dir immer jemand.
Sabrina: In Bolivien haben wir eine Schriftstellerin aus Serbien kennengelernt. Sie ist mit Velo und Zelt unterwegs und meinte zu uns, je verzwickter die Situation sei, desto mehr werde geholfen. Die richtig guten Geschichten entstehen ja erst, wenn es mal nicht so läuft wie geplant. Das ist übrigens auch bei uns so.
Könnt ihr ein Beispiel nennen?
Sabrina: Wir haben bisher viel Schönes erlebt, atemberaubende Landschaften gesehen und die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier erleben dürfen, wofür wir dankbar sind.
Wie lange werdet ihr noch unterwegs sein?
Janick: Ende Juni verschiffen wir unseren Camper wieder nach Europa, Mitte Juli sind wir zurück in der Schweiz.