Nach 56 Wochen Bauzeit nahm der Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften des Kantons St. Gallen und benachbarter Gebiete – kurz Landverband genannt – die Futtermühle in Betrieb. Den Ausschlag zum Neubau gab der Anstieg der Futterwarenumsätze des Verbandes in den Jahren 1950 bis 1967 von 10000 auf fast 50000 Tonnen. Zweck des Neubaus war die zentrale Lagerung der verschiedenen Güter, die Herstellung von Misch- und gemahlenem Einzelfutter und die Verteilung dieser Artikel an die Genossenschaften. Vollautomatisierte FabrikationsabläufeMit erheblichem Vorsprung auf die Marschtabelle wuchs das imposante Bauwerk 1968 in die Höhe. In pausenloser Arbeit betonierte die Firma Gautschi AG den Siloturm durch eine sogenannte Gleitschalung auf über 58 Meter hinauf. Dabei verarbeitete sie 7600 m3 Beton. Die Fahnenstange des Silos befindet sich auf gleicher Höhe mit dem Restaurant Emil Schöflisberg. Die Lager- und Verarbeitungskapazität der Futtermühle war enorm. Die Fabrikationsabläufe sind vollautomatisiert, wo aber der technische Perfektionismus den finanziellen Aufwand nicht lohnte, wurde darauf verzichtet. Die Höhe des Baues erlaubte es, den freien Fall in der Produktion auszunützen, was erhebliche Förderungskosten einspart. Das Fassungsvermögen der Silokammern – die zum Teil über 30 Meter hoch sind – betrug insgesamt 3650 Tonnen; zwei Drittel für Getreide, ein Drittel für mehlige Produkte. Während ein Teil dieser Kapazität für die Produktion bestimmt war, diente ein anderer Teil der sogenannten Pflichtlagerhaltung. Die Annahmeleistung betrug 50 t/h für Getreide und 30 t/h für mehlige Produkte, wobei gemäss Samuel Geissbühler, Mitglied der Geschäftsleitung der UFA AG, die Annahmeleistungen in der Zwischenzeit wesentlich gesteigert wurden. Der ganze Einlagerungsvorgang ist heute vollautomatisiert, ebenso der gesamte Mahl- und Mischvorgang. Rund 70 verschiedene Futtermischungen können von einem zentralen Steuerpult, der ganze Fabrikationsablauf von einem Mann überwacht werden. Die Absackvorrichtung wurde stillgelegt, die gesackte Ware wird geliefert. Gaben gestiegene Futterwarenumsätze Anlass zum Bau vor 50 Jahren, so konnten sie in der Zwischenzeit nochmals wesentlich gesteigert werden. Bedeutung für Tierhaltung und Ackerbau«Die Nachfrage wächst auch heute noch», sagt Geissbühler und ergänzt: «Daher besteht aktuell ein Projekt zur Kapazitätserweiterung.» Das Mischfutterwerk ist mit rund 100 000 Tonnen Produktion heute gut aufgestellt und gut ausgelastet. Es hat nach wie vor eine grosse Bedeutung für Tierhaltung und Ackerbau in der Ostschweiz. Der Grossteil der Rohwaren kommt aus der Region. «Die Produktion ermöglicht lokale Wertschöpfung mit kurzen Transportwegen, wodurch die Transportkosten niedrig gehalten werden können», sagt Geissbühler. Die Abnehmer der Futter sind Nutztierhalter aus der Region – der Aktionsradius beträgt gemäss Geissbühler rund 100 km. In den Silokammern werden vor allem Futtergetreide, Mühlennachprodukte, Presskuchen und andere Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie gelagert. Daraus entstehen Mischfutter, Losefutter für Rindvieh, Schweine und Geflügel als Expander-, Würfel- oder Kombifutter mit Flockenbeimischung. Den grössten Anteil macht Schweinefutter aus, gefolgt vom Milchviehfutter. «Mischfutter ist für die Schweizer Tierhalter das wichtigste Produktionsmittel und spielt deshalb eine Schlüsselrolle», sagt Geissbühler. «Die Erfolgsfaktoren im Mischfuttergeschäft sind Qualität und Preis, der Schlüssel dazu: Technologie und Rationalisierung.»Wie im Dampfkochtopf«Qualität spielt auch beim Mischfutter eine wesentliche Rolle», so Geissbühler. Am meisten gefragt sind die Expanderfutter, weil die Ansprüche an Hygiene, Struktur und Schmackhaftigkeit heute sehr hoch sind. Im Expander wird das Futter während kurzer Zeit erhitzt, verdichtet und geknetet. Der Effekt ist mit demjenigen des Dampfkochtopfs vergleichbar: Stärke wird aufgeschlossen und gerinnt. Dadurch wird das Futter besser verdaulich. Die Einwirkungszeit ist so kurz, dass Nähr- und Wirkstoffe nicht zerstört, aber krankmachende und unerwünschte Keime abgetötet werden.Benjamin Schmid