27.05.2020

Seine Aufgaben machen Spass

Auch sieben Jahre nach der Pensionierung ist der Auer Sepp Schachtler ein fleissiger Lehrmittel-Autor.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert Bruderer1968 kam er als junger Lehrer nach Au – und blieb, bis er vor sieben Jahren in Rente ging. Er war in allen drei Schulhäusern tätig (Dorf, Wees, Haslach), wirkte insgesamt zwölf Jahre als Schulleiter und unterrichtete ab 1979 nebenher an der Kantonsschule Heerbrugg Methodik und Didaktik – solange hier das Lehrerseminar bestand, also bis 2004.Josef Schachtler – der sogleich berichtigt: «Liaber Sepp» – wuchs in Altstätten auf, spielte in jungen Jahren beim FC Altstätten und entdeckte mit 47 seine Freude am Bergsteigen. Gleich im ersten Jahr erkletterte er eine ganze Reihe hoher Berge, unter anderem das Breithorn, Castor und Pollux sowie das Matterhorn, Schachtlers «Traumberg», den er auch später nochmals bezwang.Vom ersten Lehrmittelgab es 5000 ExemplareAls Mann, der viel erlebte, reiste, sehr gern kocht, noch fleissig wandert und gern Ski fährt, verfügt der in Au lebende Lehrmittel-Autor über einen Erfahrungsschatz, der den von ihm verfassten Bücher zugutekommt. 18 Werke hat er schon herausgebracht – in den letzten Jahren «Eulenspiegeleien» (2012), «Wir Schildbürger» (2014), «ABC-Schütze trifft Morgenmuffel» (2016) und «Eulen nach Athen tragen» (2018). Nach wie vor sitzt Schachtler täglich zwei, drei Stunden am Schreibtisch, um neue Aufgaben zu erfinden, die Kinder nicht nur weiterbringen, sondern ihnen auch Freude bereiten. Zwei weitere Lehrmittel sind noch in Arbeit, so dass in absehbarer Zeit das zwanzigste Werk erscheinen dürfte.Sepp Schachtlers eigenen Kindern war noch nicht das Glück beschieden, die Lehrmittel des Vaters im Unterricht kennen zu lernen. Sie besuchten zwar bei ihm die fünfte und die sechste Klasse, Sohn Michael Mitte der Achtzigerjahre, die Tochter kurz darauf. Es war die Zeit, als der Vater als Lehrmittelautor begann. Nachdem Sepp Schachtler für die Zeitschrift «Schulpraxis» Beiträge verfasst hatte, brachte er 1986 beim Ingold-Verlag (Herzogenbuchsee) sein erstes Lehrmittel «Spielend denken» heraus, das der Auftakt zu einer sechsbändigen Reihe war.Die Auflage betrug 5000 Exemplare und war nach drei Jahren ausverkauft.Jedes Werk gehtdruckfertig zum VerlagDoch statt bequem nachdrucken zu lassen, forderte Sepp Schachtler sich lieber neu, indem er Nachfolgewerke erschuf. Früher sei für seine Arbeit «echli öppis inecho», inzwischen legt er drauf. Sein Wirken ist ein Hobby, kein Geschäft.Druckfertig – also professionell, mit Hilfe eines Grafikers gestaltet – geht jedes Werk zum Verlag, wobei die Auflage stark schrumpfte. Statt 5000 wie früher sind es vielleicht noch tausend.Das liegt zum einen am inzwischen breiten Angebot und anderseits daran, dass nur Lehrerinnen und Lehrer die Lehrmittel beziehen und das für den Unterricht benötigte Material jeweils kopieren.Ein Denker undein MacherHervorgetan hat sich Sepp Schachtler früher auch als «Böögg-Hersteller»: Bis zur Pensionierung hat er Jahr für Jahr (jahrzehntelang!) mit seiner Klasse den Böögg für den Funken gemacht, weitgehend im Werkunterricht und unter Mitwirkung der Parallelklasse. In der Anfangszeit war jeweils auch der Funken aufgeschichtet worden. Von den Kindern erhielt er immer wieder überzeugende Ideen, sie regten mitunter konkret an, was sich ins nächste Lehrmittel noch aufnehmen liesse. «Warum nicht mal ein Tanzlogical?», lautete eine von vielen Ideen.Schachtler ist handwerklich begabt, hat auch am eigenen Haus viel selbst gemacht, beispielsweise die Decken montiert oder gemauert. Vielleicht ist diese Kombination von Tun und Denken ein vorrangiger Grund für Sepp Schachtlers «grosse Zufriedenheit».Sein neues Werk «Spielend lernen 1» enthält Entspannungs- und Lernspiele, die der Festigung und der Erweiterung des englischen und französischen Wortschatzes dienen. Die nötigen Hilfsmittel sind Schnüre, Farbstift, ein Würfel – lauter Dinge, die in jedem Haushalt vorzufinden sind. Die meisten enthaltenen Spiele können zuerst auf Deutsch gespielt werden, dann auf Englisch, schliesslich auch noch auf Französisch.Das Papier nichtausser Acht lassenDass die zunehmende Digitalisierung sich auch auf die Lehrmittel auswirkt, ist für Schachtler zwar kein Grund zu klagen. Doch er findet, das Papier sei keinesfalls ganz ausser Acht zu lassen. Kein Computer könne etwa die sinnliche Erfahrung des Malens oder das Lesen ab Papier und das Erfühlen dieses Materials wettmachen. Dank des Spielens, das bei seinen Büchern immer wichtig war, kann Sepp Schachtler heute kurz und bündig resümieren: «Das Handyverbot in den Schullagern war nie ein Problem.»

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