Max TinnerEs scheint, als suchten immer mehr Leute ihr Glück in der Selbstständigkeit. Das Start-up-Forum gestern war jedenfalls die bislang bestbesuchte Tagung für Neuunternehmer an der Rhema. Knapp 390 Interessierte nahmen teil. Dies freut auch Serge Baumgartner von der Standortförderung des Kantons St. Gallen: «Jedes Jahr hat es ein paar Reihen mehr.» Etwa die Hälfte der Teilnehmer war gestern aus dem Raum Rheintal – Werdenberg, einige nahmen schon das zweite oder dritte Mal an dieser Veranstaltung teil.Das sei durchaus gewollt, sagt Simon May vom Institut für Jungunternehmen, das hinter dem Start-up-Forum steht. Wer sein Unternehmen erst gerade gegründet habe, könne viel lernen von jenen, die die Gründungsphase bereits hinter sich haben. Deshalb legt die Tagung auch grosses Gewicht auf das Netzwerken nach dem offiziellen Programmteil.Jener bietet anregendes Infotainment. Drei erfolgreiche Jungunternehmer referierten gestern über ihren Werdegang: Andreas Nöckl, der unter der Marke Azado ein Grillerlebnis nach argentinischem Vorbild verkauft, Matjas Cosic, der mit seinem Unternehmen Simedis ein Virtual-Reality-System für die Aus- und Weiterbildung von Ärzten entwickelt hat, und Roger Dudler, der mit Frontify eine Software fürs Markenmanagement von Firmen auf den Markt gebracht hat.Die drei erzählten aber nicht nur von ihrem Erfolg, sondern auch von den Hürden, die sie auf dem Weg dahin nehmen mussten. So erzählte Andreas Nöckl, wie ein Lieferant trotz – oder wohl gerade wegen – deutlich steigendem Materialbedarf plötzlich wesentlich mehr Geld für seine Ware wollte. Roger Dudler erzählte von der langen Durststrecke, bis die ersten grossen Verträge abgeschlossen werden konnten. Und auch Matijas Cosic stellte fest, dass es auf dem Weg zum Erfolg «wesentlich mehr Tiefs als Hochs» gebe.Man könnte sich dies eine Warnung sein lassen und auf die Unternehmensgründung verzichten. Doch am Start-up-Forum herrscht fast euphorische Aufbruchstimmung. Man ist mit allen per du und versprüht kollektiven Enthusiasmus. Aber den braucht es wohl auch, will man ein Unternehmen gründen. Ganz wie Verkaufstrainer Daniel Enz es sagte: «Hat man den nötigen Mut nicht, macht man den ers-ten Schritt nicht.» Er feuerte die Tagungsteilnehmer darum an: «Seid neugierig, macht neugierig und seid mutig ohne Ende!»Man muss nah am Markt sein, um die Welt zu erobernTipps aus einem etablierten Unternehmen gab es von Raymond Nef, dem Geschäftsführer der Kägi Söhne AG in Lichtensteig. Die Firma gibt es seit über 80 Jahren, ihren Verkaufsschlager, das Kägi fret, seit 60 Jahren. Kägi erschliesst zurzeit neue Märkte in der ganzen Welt. «Man wartet dort nicht auf uns», stellte Nef fest. Es sei darum wichtig, zum Kunden zu gehen, hinzuhören und zu begreifen, wie er «funktioniert». Dies gelte nicht nur beim Expandieren nach Amerika oder Asien, sondern generell. «Man muss nah am Markt sein, um die Welt zu erobern», sagt Nef und rät den Unternehmensgründern: «Habt Spass an dem, was ihr tut, und bewahrt euch die Freude daran!»HinweisBilder auf www.rheintaler.ch unter Bilderstrecken. Mehr zur Rhema auf www.rhema.ch.