«Sant Galle isch mis Heimatland. Bont gschägget isch sis Chleid, wie ds niene fendscht of dere Welt, so loschtig zämegnäit . . .» Der Balgacher CVP-Kantonsrat Sandro Hess möchte, dass das Kantonsparlament dies zu Beginn jeder Session singt. Weil das St. Gallerlied so etwas wie die Kantonshymne sei. Und weil es ein verbindendes Ritual wäre.Nun ist der Kantonsrat nicht grad ein Kirchenchor. Das fängt damit an, dass die Stimmlagen, nach denen die Ratsmitglieder sortiert sitzen, nicht wirklich harmonieren. Tatsächlich ist eher die Regel als die Ausnahme, dass die SP ein anderes Lied singt als die SVP vis-à-vis. Und selbst in der Ratsmitte mag die CVP oft nicht hören, was die FDP neben ihr anstimmt und umgekehrt.Immerhin innerhalb der Parteien dürfte es zu keinen grossen Dissonanzen kommen. Solange nicht gerade Wahlen anstehen, können nämlich die Hinterbänkler nur so tun, als sängen sie mit, was jene mit der lautesten Stimme vorne von sich geben.Hinzu kommt aber noch, dass die Räte nicht nur ihre Parteimeinung vertreten, sondern auch ihre Regionen. Und grad die Rheintaler dürften sich sträuben, ein Lied in Stadt-Sankt-Galler Mundart zu singen. Ausser offenbar Sandro Hess. Aber Hess ist von Haus aus Lehrer. Auf dem Pausenplatz mag ein beherztes «Streitet nicht; seid lieb miteinander und singt ein Lied!» ja tatsächlich etwas bewirken. Aber ob das auch für den Kantonsrat gilt?