14.07.2019

«Segelfliegen ist etwas Besonderes»

Die Segelflugschule Säntis in Altenrhein sucht Nachwuchs. Marco Egloff hat geschnuppert. Das Gleiten gefällt ihm.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Direkt am Rheinholzweg liegt die Zufahrt zum Hangar 1 des Flughafens. Die Halle beherbergt die Objekte, die Marco Egloff faszinieren. Segelflugzeuge.Als der 15-Jährige aus Teufen die dritte Klasse besuchte, schwärmte ihm sein Grossvater vom Segelfliegen vor. Die Erlebnisse des Segelflugpiloten weckten Marcos Interesse an diesem besonderen Hobby. Er wollte mehr erfahren und selbst einmal durch die Luft gleiten. Also besuchte er mehrmals die Segelfluggruppe Säntis auf dem Flughafen Altenrhein, schaute sich die Flugzeuge an und träumte davon, einmal abzuheben.In der ersten Woche der Sommerferien erfüllte sich Marco Egloffs Wunsch gleich mehrfach: Er segelte durch die Luft. In einem Zweisitzer. Unter der Anleitung eines Fluglehrers durfte er den Segler sogar durch Kurven steuern.Träume in Leidenschaft wandelnAuslöser für den wohl auch gefühlsmässigen Höhenflug Marco Egloffs ist das Fluglager der Segelfluggruppe Säntis. In den ersten beiden Juliwochen öffneten die passionierten Piloten und Fluglehrer den Hangar für potenziellen Nachwuchs. Lagerleiter ist Markus Hösli. Der pensionierte Gymnasiallehrer begann mit dem Segelfliegen, als er 17 Jahre alt war. Heute ist er erfahrener Fluglehrer und Autor mehrerer Ausbildungsbücher. Er hat 4000 Flugstunden im Segelflieger sowie 2000 im Motorflugzeug verbracht.Der leidenschaftliche Segelflieger engagiert sich für den Fortbestand der Fluggruppe Säntis. Es fasziniert ihn, sich mit der Natur auseinanderzusetzen, sie zu beobachten mithilfe der Thermik geräuschlos entlang der Schweizer und Österreicher Gebirgsketten zu gleiten. Gerne gibt er sein Wissen weiter. Zum Beispiel dürfen die Kinder im Primarschulalter während des FerienSpasses mit ihm aufsteigen. Marco Egloffs Interesse am Segelfliegen wurde im Lager noch grösser. «Ich habe mehr Vertrauen in die Luftfahrt gewonnen», sagt er auf dem Flugfeld. Segelfliegen sei nicht so gefährlich, wie er sich vor seinem ersten Flug vorgestellt hatte. Viel Vorbereitung diene der Sicherheit. Damit der Flieger gerade und ruhig durch die Luft gleite, werde Blei geladen als Gegengewicht zu den Insassen. «Es ist ein befriedigendes Gefühl dort oben. Ich vergesse alle Probleme und konzentriere mich ganz aufs Fliegen.» Und darauf, die schöne Landschaft von oben zu sehen, in der er sich sonst bewegt.Er könne sich gut vorstellen, die Erfahrungen aus dem Lager mit einer Segelflugausbildung zu vertiefen, sagt Marco Egloff. «Ich bin stolz, dass ich die Möglichkeit habe, ein besonderes Hobby zu pflegen, eines, das meine Kollegen nicht kennen.»Rahela Kissling wünscht sich auch jüngere GspänliDie Segelfluggruppe Säntis feierte vor drei Jahren ihr 75-jähriges Bestehen. Sie startete im Zweiten Weltkrieg als Gruppe Breitfeld in St. Gallen. Später bildeten sich zwei Gruppen aus ihr heraus, die Segelfluggruppen Säntis und Cumulus (aktiv auf dem Flugplatz Amilikon). Die Mitglieder der Gruppe Säntis sind im Durchschnitt zwischen 50 und 60 Jahre alt. Jüngere Gspänli wünscht sich Rahela Kissling. Sie lebt in Schwellbrunn und absolvierte ihre Ausbildung in Altenrhein. Die 23-Jährige verbringt ihre Freizeit wann immer möglich auf dem Flugplatz – oder in der Luft. Das Brevet hat sie längst in der Tasche. Ihre Flugausbildung hat sie aus ihrem Lehrlingslohn finanziert. «Segelfliegen ist für mich erschwinglich», sagt Rahela Kissling. «Ich gehe zwar nicht oft in den Ausgang, kann aber von der Aussicht und der einzigartigen Stimmung beim Fliegen über den Bergen reden.» Das sei viel spannender, als aufzuzählen, wie oft sie womöglich betrunken gewesen sei. Die Bilder auf ihrem Handy illustrieren, wovon Rahela Kissling spricht.Markus Hösli möchte mit seinem Engagement jene Menschen ansprechen, die sich für das Segelfliegen begeistern lassen. Es ist ein Hobby, dem man mit Haut und Haaren verfallen sein muss. Es bedingt ein regelmässiges Training und bietet Kameradschaft. Es sei ein zeitaufwendiges Hobby und sicher nicht billig, sagt er. «Das Erlebnis ist viel schöner, als es in einem Freizeitpark möglich ist.» Auch das Risiko, einen Unfall zu erleiden, spricht er an: «Meine Frau hat immer Angst, dass mir etwas passiert.» Markus Hösli sieht das nicht als berechtigt an. «Wir hatten in all den Jahren vier Todesfälle zu beklagen. Davon hatten zwei einen medizinischen Grund.» Das Risiko ist inzwischen kleiner geworden. Medizinische Checks sind regelmässig und nach strengen Kriterien Pflicht.Hinweiswww.sg-saentis.ch

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